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Zur ‚Empfindung des Schönen‘ bei Winckelmann und Nietzsche

Zur ‚Empfindung des Schönen‘ bei Winckelmann und Nietzsche Enrico MüllerZur ‚Empfindung des Schönen‘ beiWinckelmann und Nietzsche1 Nietzsche und das ‚Vorbildliche an Winckelmann‘Im folgenden Beitrag wird es darum gehen zu zeigen, dass und wie Friedrich Nietzscheüber seine bekannten Abgrenzungen gegenüber dem klassisch geprägten Philhellenismus hinaus den Klassizismus in der maßgeblichen Gestalt Johann Joachim Winckelmanns auch als eine ästhetische Herausforderung begriffen hat.1 Leitend sind dabeiweniger die Ergebnisse der jeweiligen Auseinandersetzung mit den antiken Vorbildern als vielmehr die Form dieser Auseinandersetzung selbst. Vor allem der Umstand,dass die vermeintliche Wiedergewinnung eines unverstellten Griechentums eine fundamentale Reflexion des Eigenen geradezu erzwingt, eint beide Zugänge. Winckelmann und Nietzsche haben sich von den Griechen existentiell ansprechen lassen unddiesen Anspruch ihrerseits in eine ästhetische Programmatik überführt. Ein solcherZugang musste zwangsläufig über die Dimension einer disziplinär beschränkten bzw.rein wissenschaftlichen Rezeption herausführen. In dieser Doppelfunktion: sich vonden Griechen gleichsam erziehen zu lassen, um diesen Erziehungsprozess in eine formulierte Kunstphilosophie umzumünzen und somit selbst als Erzieher aufzutreten,hat Nietzsche in Winckelmann ohne Zweifel ein Vorbild und einen Vorläufer gesehen.Ein entsprechendes Notat der Frühzeit bringt diesen Zusammenhang auf den Punkt:„Reform der Alterthumsstudien. Winckelmann. Sprachstudium verstehe ich. Aber einklassischer Philologe muß viel mehr sein als ein wissenschaftlicher Mensch: er mußder typische Lehrer sein. Oder er muß viel weniger sein: ein schlichter http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Zur ‚Empfindung des Schönen‘ bei Winckelmann und Nietzsche

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 16 – Aug 28, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-0007
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Abstract

Enrico MüllerZur ‚Empfindung des Schönen‘ beiWinckelmann und Nietzsche1 Nietzsche und das ‚Vorbildliche an Winckelmann‘Im folgenden Beitrag wird es darum gehen zu zeigen, dass und wie Friedrich Nietzscheüber seine bekannten Abgrenzungen gegenüber dem klassisch geprägten Philhellenismus hinaus den Klassizismus in der maßgeblichen Gestalt Johann Joachim Winckelmanns auch als eine ästhetische Herausforderung begriffen hat.1 Leitend sind dabeiweniger die Ergebnisse der jeweiligen Auseinandersetzung mit den antiken Vorbildern als vielmehr die Form dieser Auseinandersetzung selbst. Vor allem der Umstand,dass die vermeintliche Wiedergewinnung eines unverstellten Griechentums eine fundamentale Reflexion des Eigenen geradezu erzwingt, eint beide Zugänge. Winckelmann und Nietzsche haben sich von den Griechen existentiell ansprechen lassen unddiesen Anspruch ihrerseits in eine ästhetische Programmatik überführt. Ein solcherZugang musste zwangsläufig über die Dimension einer disziplinär beschränkten bzw.rein wissenschaftlichen Rezeption herausführen. In dieser Doppelfunktion: sich vonden Griechen gleichsam erziehen zu lassen, um diesen Erziehungsprozess in eine formulierte Kunstphilosophie umzumünzen und somit selbst als Erzieher aufzutreten,hat Nietzsche in Winckelmann ohne Zweifel ein Vorbild und einen Vorläufer gesehen.Ein entsprechendes Notat der Frühzeit bringt diesen Zusammenhang auf den Punkt:„Reform der Alterthumsstudien. Winckelmann. Sprachstudium verstehe ich. Aber einklassischer Philologe muß viel mehr sein als ein wissenschaftlicher Mensch: er mußder typische Lehrer sein. Oder er muß viel weniger sein: ein schlichter

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

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