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Zarathustras „Augen-Blick“. Nietzsches Lehre von der Konfrontation mit der Wirklichkeit

Zarathustras „Augen-Blick“. Nietzsches Lehre von der Konfrontation mit der Wirklichkeit Paul StephanZarathustras „Augen-Blick“Nietzsches Lehre von der Konfrontation mit der Wirklichkeit„gegen den Werth des Ewig-Gleichbleibenden(v. Spinozas Naivetät, Descartes ebenfalls)der Werth des Kürzesten und Vergänglichsten,das verführerische Goldaufblitzenam Bauch der Schlange vita –“(NL 9 [26], KGW VIII/2, 12)1 Einleitung: Zum Begriff des ‚Augenblicks‘‚Augenblick‘ bezeichnet zunächst einen Zeit-Punkt im Sinne einer äußerst kleinen,nicht genau quantifizierten Zeit-Einheit. Wir benutzen das Wort in diesem Sinne,wenn wir ‚Warte noch einen Augenblick‘ zu jemandem sagen, davon sprechen, dassetwas ‚augenblicklich‘ geschieht, oder wir uns ‚im Augenblick‘ da und dort befinden.Zu vermuten ist, dass diese alltägliche Verwendung des Wortes auf den Zeitraum zwischen dem Öffnen und Schließen der Augenlider verweist als gewissermaßen kleinsteam menschlichen Körper selbst wahrnehmbare regelmäßig ablaufende Bewegung,die eine Aufteilung der Zeit in einigermaßen gleichmäßige Einheiten ermöglicht undvon außen unter normalen Umständen beobachtet werden kann im Gegensatz zuPulsfrequenz, Herzschlag und Atemzug (wobei man auch ‚Herzschlag‘ und ‚Atemzug‘immer wieder in ähnlichem Sinne wie ‚Augenblick‘ gebraucht). Das Interessante amAugenblick ist dabei, dass ich ihn selbst im Normalzustand gar nicht bemerke, dasser sogar nur anderen auffällt. Als Spekulation könnte man anführen, dass der ‚Augenblick‘ in der deutschen Sprache so prominent ist, weil das regelmäßige Ablaufen desBlinzelns der einzige Naturprozess auf der Mikroebene ist, den man ohne Hilfsmittelin einer nicht technisierten http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Zarathustras „Augen-Blick“. Nietzsches Lehre von der Konfrontation mit der Wirklichkeit

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 14 – Aug 28, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-0022
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Abstract

Paul StephanZarathustras „Augen-Blick“Nietzsches Lehre von der Konfrontation mit der Wirklichkeit„gegen den Werth des Ewig-Gleichbleibenden(v. Spinozas Naivetät, Descartes ebenfalls)der Werth des Kürzesten und Vergänglichsten,das verführerische Goldaufblitzenam Bauch der Schlange vita –“(NL 9 [26], KGW VIII/2, 12)1 Einleitung: Zum Begriff des ‚Augenblicks‘‚Augenblick‘ bezeichnet zunächst einen Zeit-Punkt im Sinne einer äußerst kleinen,nicht genau quantifizierten Zeit-Einheit. Wir benutzen das Wort in diesem Sinne,wenn wir ‚Warte noch einen Augenblick‘ zu jemandem sagen, davon sprechen, dassetwas ‚augenblicklich‘ geschieht, oder wir uns ‚im Augenblick‘ da und dort befinden.Zu vermuten ist, dass diese alltägliche Verwendung des Wortes auf den Zeitraum zwischen dem Öffnen und Schließen der Augenlider verweist als gewissermaßen kleinsteam menschlichen Körper selbst wahrnehmbare regelmäßig ablaufende Bewegung,die eine Aufteilung der Zeit in einigermaßen gleichmäßige Einheiten ermöglicht undvon außen unter normalen Umständen beobachtet werden kann im Gegensatz zuPulsfrequenz, Herzschlag und Atemzug (wobei man auch ‚Herzschlag‘ und ‚Atemzug‘immer wieder in ähnlichem Sinne wie ‚Augenblick‘ gebraucht). Das Interessante amAugenblick ist dabei, dass ich ihn selbst im Normalzustand gar nicht bemerke, dasser sogar nur anderen auffällt. Als Spekulation könnte man anführen, dass der ‚Augenblick‘ in der deutschen Sprache so prominent ist, weil das regelmäßige Ablaufen desBlinzelns der einzige Naturprozess auf der Mikroebene ist, den man ohne Hilfsmittelin einer nicht technisierten

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

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