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ASCHKENAS - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 5/1995, H. 2 CHARLOTTE E. HAVER Vom Schtetl in die Stadt Zu einigen Aspekten der Migration ostjüdischer Frauen um die Jahrhundertwende1 Am 4. Oktober 1992 erhielt der israelische Schriftsteller Amos Oz den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. In seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche sprach er auch von seiner aus dem Baltikum stammenden Familie, die sich in den frühen 30er Jahren auf den Weg nach Jerusalem gemacht hatte. Diese Auswanderung habe in ihr eine Wunde hinterlassen, die niemals verheilt sei. Sie hätten sich immer als Europäer betrachtet und keineswegs als Kosmopoliten, ein Ausdruck, der im damaligen Europa weitgehend negativ besetzt gewesen sei und Unerwünschtheit bedeutet habe. Seine Eltern hätten untereinander Russisch und Polnisch gesprochen, der Kultur wegen Deutsch und Englisch gelesen, Jiddisch geträumt und ihren Sohn nur Hebräisch gelehrt, damit dieser von den tödlichen Reizen Europas nicht verfuhrt werde. Amos Oz, selbst 1939 geboren, erinnerte sich: Und dennoch sagten meine Eltern mir während meiner gesamten Kindheit, mit Schmerz und Sehnsucht in der Stimme, daß unser Jerusalem eines Tages eine 'wirkliche Stadt' werden würde. In ihren Augen hieß das, eine Stadt mit einem Fluß, einer Kathedrale Der vorliegende Text wurde am
Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden – de Gruyter
Published: Jan 1, 1995
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