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Verspielte Frömmigkeit: Somatische Interaktionen beim Marienerscheinungskult von Heroldsbach-Thurn 1949/501 von In kultur- und sozialwissenschaftlichen Fächern, die sich mit religiösen Praktiken beschäftigen vor allem Religionswissenschaft, Ethnologie und Kulturgeschichte werden in den letzten Jahren immer wieder Aufrufe vernommen, das Erkenntnisinteresse stärker auf die Kategorie der körperlichen Erfahrung zu richten.2 Die Dominanz des semiotischen Zugangs bröckelt; phänomenologisch orientierte Zugänge erregen immer mehr Interesse. Bei der Beschreibung und Analyse symbolischer Systeme bzw. Repräsentationen des Göttlichen wird zunehmend nach den Praktiken, mit denen sie verbunden sind, gefragt. Robert Orsi, der amerikanische Religionshistoriker und -ethnograph, hat beispielsweise jüngst vorgeschlagen, Religion in erster Linie nicht als ein Geertzsches Geflecht von Bedeutungen, sondern als Netz von Beziehungen ,,zwischen Himmel und Erde" zu begreifen. Untersucht werden sollten Praktiken, die diese Beziehungen herstellen, pflegen und die Gegenwart (presence) der Gottheit körperlich erfahrbar machen.3 Sensorische Eindrücke seien in die Analyse deshalb einzubeziehen, weil man ,,Präsenz" mit allen Sinnen gewahr werde. Die diversen sensorischen Inputs seien sowohl Vehikel für als auch Hersteller von Bedeutungen: Sinn werde nicht alleine auf der mentalen Ebene hergestellt, sondern auch im Körper gefühlt. Ein solcher Blickwechsel verändert die Art und Weise, wie ReligionsforscherInnen Objekte (wie etwa Heiligenbilder), Orte (zum Beispiel Kirchen) und Handlungen
Historische Anthropologie – de Gruyter
Published: Dec 1, 2009
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