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Tobias Chilla, Olaf Kühne und Markus Neufeld: Regionalentwicklung. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer (2016)

Tobias Chilla, Olaf Kühne und Markus Neufeld: Regionalentwicklung. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer... Regionalentwicklung ist ein komplexes, Disziplin übergreifendes Thema – und interessant für Wissenschaftler wie Praktiker. An diesen Personenkreis wendet sich das Buch mit dem Ziel, die analytische Perspektive mit möglichen Handlungs- und Politikoptionen zur Regionalentwicklung zu verknüpfen und zugleich die Vielfalt der Ursachen für regionale Differenzierungen wie der Standpunkte zu ihrer Bewertung aufzuzeigen. Den räumlichen Fokus auf Deutschland begründen die Autoren mit dem hohen Einfluss nationaler Bedingungen auf die Regionalentwicklung. Umso intensiver setzen sie sich diskursiv mit Ursachen oder Folgen von Maßnahmen zur Regionalentwicklung und den Positionen verschiedener Akteure auseinander. Sie lassen die Bedeutung der EU für die regionale Entwicklung einfließen und stellen auch internationale Bezüge zur Bewältigung regionaler Herausforderungen her.Die vier Kapitel bauen inhaltlich sehr gut aufeinander auf. Einführend gehen die Autoren auf Methoden zur Abgrenzung von Regionen ein und befassen sich kritisch mit dem Regionsbegriff. Die Ausführungen zu Gleichgewichtspostulat sowie Polarisationstheorie zeigen normative Zugänge zur Regionalentwicklung auf. Schon im einführenden Kapitel gelingt es, die Komplexität des Themas, die Wirksamkeiten verschiedener Faktoren und Akteure mit ihren unterschiedlichen Interessen auf die Regionalentwicklung auch mit einem „Blick zurück“ darzustellen. Kapitel 2 zum Instrumentarium der Regionalentwicklung ist konsequent nach den drei formalen rechtlichen, finanziellen und persuasiven Instrumenten gegliedert, die jeweils auf den räumlichen Ebenen EU und Bundesrepublik, regionaler wie lokaler Ebene vorgestellt werden und auch Leitbilder wie Handlungsziele einschließen. Beispiele für rechtliche Instrumente sind „Territoriale Kohäsion“ oder das „Transeuropäische Kernnetz und Kernnetzkorridore“ auf europäischer Ebene, „Europäische Metropolregionen“ auf Bundes- bzw. Länderebene. EU-Agrarpolitik und Regionalentwicklung, bundesstaatlicher Finanzausgleich, GRW oder Steuerwettbewerb zwischen den Kommunen sind Beispiele für finanzielle, Partizipation oder Stadtmarketing für persuasive Instrumente.Die Bearbeitung der Handlungsfelder in Kapitel 3 orientiert sich an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Die Autoren führen in das Thema unter dem Aspekt regionaler Unterschiede in den Lebensverhältnissen ein und beleuchten die Aussagekraft von Indikatoren zur Messung regionaler Disparitäten. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Handlungsfeld Ökonomie. Dessen Bedeutung wird im Wesentlichen damit begründet, dass prosperierende Regionen aufgrund positiver Agglomerationseffekte die regionalen Disparitäten noch verschärfen. Theoretische Grundlagen zur Erklärung räumlicher Muster ökonomischer Aktivitäten sind Cluster, Milieus, Innovationssysteme, Exportbasistheorie und endogene Regionalentwicklung. Die Synopse in Kapitel 4 versucht, die zahlreichen Aspekte unter der normativen Perspektive „Nachhaltige Entwicklung“ zusammenzuführen.Das Buch gibt einen sehr guten Einblick in die vielfältigen Facetten der Regionalentwicklung. Es gelingt den Autoren, die wissenschaftliche Perspektive mit der der anwendungsorientierten zu verknüpfen. Mit Hilfe von ergänzenden Fallbeispielen zu allgemeinen Erläuterungen verdeutlichen sie, dass es von Akteur zu Akteur verschiedene Wahrnehmungen, Standpunkte und Überzeugungen wie Bewertungen konkreter Regionalentwicklung gibt und dass dementsprechend Maßnahmen zur Bewältigung regionaler Herausforderung in derselben Region unterschiedlich ausfallen können. Als Hinweis sei vermerkt, dass die siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR (Abb. 16, S. 54) neu definiert wurden. Inhaltich wäre es wünschenswert, die endogene Wachstumstheorie mehr zu berücksichtigen, da durch sie die Bedeutung von Bildung, Kreativität und Innovation für die Regionalentwicklung und für bestehende regionale Disparitäten noch stärker hervorgehoben wird. Bei der Darstellung der Indikatoren zur Messung regionaler Disparitäten wäre ein Verweis auf den Schlussbericht der Enquetekommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages (2013) hilfreich. Trotz dieser Einschränkung ein sehr gelungenes Buch. http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie de Gruyter

Tobias Chilla, Olaf Kühne und Markus Neufeld: Regionalentwicklung. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer (2016)

Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie , Volume 61 (3-4): 1 – Nov 27, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 by De Gruyter
ISSN
0044-3751
DOI
10.1515/zfw-2017-0020
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Abstract

Regionalentwicklung ist ein komplexes, Disziplin übergreifendes Thema – und interessant für Wissenschaftler wie Praktiker. An diesen Personenkreis wendet sich das Buch mit dem Ziel, die analytische Perspektive mit möglichen Handlungs- und Politikoptionen zur Regionalentwicklung zu verknüpfen und zugleich die Vielfalt der Ursachen für regionale Differenzierungen wie der Standpunkte zu ihrer Bewertung aufzuzeigen. Den räumlichen Fokus auf Deutschland begründen die Autoren mit dem hohen Einfluss nationaler Bedingungen auf die Regionalentwicklung. Umso intensiver setzen sie sich diskursiv mit Ursachen oder Folgen von Maßnahmen zur Regionalentwicklung und den Positionen verschiedener Akteure auseinander. Sie lassen die Bedeutung der EU für die regionale Entwicklung einfließen und stellen auch internationale Bezüge zur Bewältigung regionaler Herausforderungen her.Die vier Kapitel bauen inhaltlich sehr gut aufeinander auf. Einführend gehen die Autoren auf Methoden zur Abgrenzung von Regionen ein und befassen sich kritisch mit dem Regionsbegriff. Die Ausführungen zu Gleichgewichtspostulat sowie Polarisationstheorie zeigen normative Zugänge zur Regionalentwicklung auf. Schon im einführenden Kapitel gelingt es, die Komplexität des Themas, die Wirksamkeiten verschiedener Faktoren und Akteure mit ihren unterschiedlichen Interessen auf die Regionalentwicklung auch mit einem „Blick zurück“ darzustellen. Kapitel 2 zum Instrumentarium der Regionalentwicklung ist konsequent nach den drei formalen rechtlichen, finanziellen und persuasiven Instrumenten gegliedert, die jeweils auf den räumlichen Ebenen EU und Bundesrepublik, regionaler wie lokaler Ebene vorgestellt werden und auch Leitbilder wie Handlungsziele einschließen. Beispiele für rechtliche Instrumente sind „Territoriale Kohäsion“ oder das „Transeuropäische Kernnetz und Kernnetzkorridore“ auf europäischer Ebene, „Europäische Metropolregionen“ auf Bundes- bzw. Länderebene. EU-Agrarpolitik und Regionalentwicklung, bundesstaatlicher Finanzausgleich, GRW oder Steuerwettbewerb zwischen den Kommunen sind Beispiele für finanzielle, Partizipation oder Stadtmarketing für persuasive Instrumente.Die Bearbeitung der Handlungsfelder in Kapitel 3 orientiert sich an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Die Autoren führen in das Thema unter dem Aspekt regionaler Unterschiede in den Lebensverhältnissen ein und beleuchten die Aussagekraft von Indikatoren zur Messung regionaler Disparitäten. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Handlungsfeld Ökonomie. Dessen Bedeutung wird im Wesentlichen damit begründet, dass prosperierende Regionen aufgrund positiver Agglomerationseffekte die regionalen Disparitäten noch verschärfen. Theoretische Grundlagen zur Erklärung räumlicher Muster ökonomischer Aktivitäten sind Cluster, Milieus, Innovationssysteme, Exportbasistheorie und endogene Regionalentwicklung. Die Synopse in Kapitel 4 versucht, die zahlreichen Aspekte unter der normativen Perspektive „Nachhaltige Entwicklung“ zusammenzuführen.Das Buch gibt einen sehr guten Einblick in die vielfältigen Facetten der Regionalentwicklung. Es gelingt den Autoren, die wissenschaftliche Perspektive mit der der anwendungsorientierten zu verknüpfen. Mit Hilfe von ergänzenden Fallbeispielen zu allgemeinen Erläuterungen verdeutlichen sie, dass es von Akteur zu Akteur verschiedene Wahrnehmungen, Standpunkte und Überzeugungen wie Bewertungen konkreter Regionalentwicklung gibt und dass dementsprechend Maßnahmen zur Bewältigung regionaler Herausforderung in derselben Region unterschiedlich ausfallen können. Als Hinweis sei vermerkt, dass die siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR (Abb. 16, S. 54) neu definiert wurden. Inhaltich wäre es wünschenswert, die endogene Wachstumstheorie mehr zu berücksichtigen, da durch sie die Bedeutung von Bildung, Kreativität und Innovation für die Regionalentwicklung und für bestehende regionale Disparitäten noch stärker hervorgehoben wird. Bei der Darstellung der Indikatoren zur Messung regionaler Disparitäten wäre ein Verweis auf den Schlussbericht der Enquetekommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ des Deutschen Bundestages (2013) hilfreich. Trotz dieser Einschränkung ein sehr gelungenes Buch.

Journal

Zeitschrift für Wirtschaftsgeographiede Gruyter

Published: Nov 27, 2017

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