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Rasse und Rassismus im Mittelalter. Potential und Grenzen eines aktuellen Forschungsparadigmas

Rasse und Rassismus im Mittelalter. Potential und Grenzen eines aktuellen Forschungsparadigmas ZusammenfassungIn der US-amerikanischen Mediävistik rückte die Diskussion um Rassismus im Mittelalter, die vor etwas mehr als 20 Jahren begonnen hatte, zuletzt in den Mittelpunkt des Interesses. Die critical race theory war dafür eine wichtige Inspirationsquelle, weil sie die Aufmerksamkeit auf implizite und indirekte Formen der sozialen, politischen und rechtlichen Ausgrenzung lenkte und es dadurch möglich machte, die Geschichte rassistischer Diskriminierung weiter als bisher üblich zu fassen. Der Aufsatz gibt einen Überblick über diese Diskussion, über die divergierenden Positionierungen sowie über die Verständnisschwierigkeiten zwischen unterschiedlichen Forschungstraditionen. Im Hauptteil werden drei Beispiele aus dem frühen und hohen Mittelalter herausgegriffen, um das Potential und die Grenzen dieses neuen Forschungsparadigmas zu erörtern: die Wahrnehmung der Ungarn, die Verehrung schwarzer Heiliger und die Herausbildung der Lehre von der natürlichen Sklaverei. Diese Beispiele zeigen, dass ein weiter Begriff von Rasse, der sich auf die Essentialisierung kultureller Unterschiede bezieht, zwar neue historische Kontinuitäten aufdecken, aber auch zu Missverständnissen Anlass geben oder die Spezifik mittelalterlicher Phänomene verdecken kann. Eine Begrenzung des Konzepts auf die Ausgrenzung aufgrund der Abstammung und des Aussehens erscheint daher ebenso notwendig wie der Bruch mit der Auffassung, das Mittelalter sei eine rassismusfreie Epoche gewesen. http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Zeitschrift de Gruyter

Rasse und Rassismus im Mittelalter. Potential und Grenzen eines aktuellen Forschungsparadigmas

Historische Zeitschrift , Volume 316 (2): 36 – Apr 1, 2023

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2023 Walter de Gruyter, Berlin/Boston
ISSN
2196-680X
eISSN
2196-680X
DOI
10.1515/hzhz-2023-0009
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Abstract

ZusammenfassungIn der US-amerikanischen Mediävistik rückte die Diskussion um Rassismus im Mittelalter, die vor etwas mehr als 20 Jahren begonnen hatte, zuletzt in den Mittelpunkt des Interesses. Die critical race theory war dafür eine wichtige Inspirationsquelle, weil sie die Aufmerksamkeit auf implizite und indirekte Formen der sozialen, politischen und rechtlichen Ausgrenzung lenkte und es dadurch möglich machte, die Geschichte rassistischer Diskriminierung weiter als bisher üblich zu fassen. Der Aufsatz gibt einen Überblick über diese Diskussion, über die divergierenden Positionierungen sowie über die Verständnisschwierigkeiten zwischen unterschiedlichen Forschungstraditionen. Im Hauptteil werden drei Beispiele aus dem frühen und hohen Mittelalter herausgegriffen, um das Potential und die Grenzen dieses neuen Forschungsparadigmas zu erörtern: die Wahrnehmung der Ungarn, die Verehrung schwarzer Heiliger und die Herausbildung der Lehre von der natürlichen Sklaverei. Diese Beispiele zeigen, dass ein weiter Begriff von Rasse, der sich auf die Essentialisierung kultureller Unterschiede bezieht, zwar neue historische Kontinuitäten aufdecken, aber auch zu Missverständnissen Anlass geben oder die Spezifik mittelalterlicher Phänomene verdecken kann. Eine Begrenzung des Konzepts auf die Ausgrenzung aufgrund der Abstammung und des Aussehens erscheint daher ebenso notwendig wie der Bruch mit der Auffassung, das Mittelalter sei eine rassismusfreie Epoche gewesen.

Journal

Historische Zeitschriftde Gruyter

Published: Apr 1, 2023

Keywords: Rassismus; Mittelalter; Ungarn; Schwarze Heilige; Sklaverei; racism; Middle Ages; Hungarians; black saints; slavery

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