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Neuregelung der Pflichtverteidigung: effektiver und praxistauglicher!?

Neuregelung der Pflichtverteidigung: effektiver und praxistauglicher!? Schlothauer · Neuregelung der PflichtverteidigungjjEthnische BesonderheitenTeilweise sind Untersuchungen nur bezçglich gewisser Populationsgruppen (z.B. Mitteleuropåer) validiert; die Angehærigkeit des Spurenverursachers zu einer anderen Ethnie muss dann problematisiert werden.Quantitåt – die Macht der ZahlWissenschaftliche Gutachten erschlagen ihren Leser håufig mit Wahrscheinlichkeitsaussagen, die zahlenmåßig denjuristischen Verstand çberfordern. Hierbei handelt es sichregelmåßig um mathematische Wahrscheinlichkeitsberechnungen, die håufig auf relativ kleinen Vergleichsgruppen basieren. Zudem sind Merkmalswahrscheinlichkeitund Belastungswahrscheinlichkeit gerade nicht identisch;letztere ist – entsprechend dem Bayes‹schen Theorem –unter Einbeziehung der Anfangswahrscheinlichkeit zu ermitteln und hångt daher entscheidend von der Anzahlmæglicher Tatverdåchtiger ab.11Strafjuristen neigen aufgrund ihrer Arbeitsbelastung dazu,vorlåufige Gutachten ziel- und ergebnisorientiert von hintenzu lesen: Passt das Ergebnis – oder nicht?! ... und nur dann ineine ausfçhrlichere Lektçre und Prçfung einzusteigen, wennAufsåtzedas Ergebnis nicht passt. Vor dieser Arbeitsweise muss indoppelter Hinsicht gewarnt werden:jjMethodisch betrachtet ist diese Vorgehensweise ein typischer Anfångerfehler, da psychologische Mechanismendann den Blick verstellen: Der berçhmte Inertia-Effekt(oder auch self-fullfilling-prophecy) tåtigt hier seine Wirkungen und fçhrt dazu, dass die das Ergebnis stçtzendenFakten vermehrt wahrgenommen und neutrale Faktorenim Sinne des (bekannten) Ergebnisses interpretiert werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gutachten ist daher praktisch verwehrt.Zum anderen sind gerade kriminaltechnische Untersuchungen und Gutachten regelmåßig nicht nur vorlåufig,sondern endgçltig, da sich die die Begutachtung bestimmenden Parameter in der Hauptverhandlung http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Strafverteidiger de Gruyter

Neuregelung der Pflichtverteidigung: effektiver und praxistauglicher!?

Strafverteidiger , Volume 37 (8): 4 – Apr 25, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright by Wolters Kluwer
ISSN
0720-1605
eISSN
2366-2166
DOI
10.1515/stv-2017-0808
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Abstract

Schlothauer · Neuregelung der PflichtverteidigungjjEthnische BesonderheitenTeilweise sind Untersuchungen nur bezçglich gewisser Populationsgruppen (z.B. Mitteleuropåer) validiert; die Angehærigkeit des Spurenverursachers zu einer anderen Ethnie muss dann problematisiert werden.Quantitåt – die Macht der ZahlWissenschaftliche Gutachten erschlagen ihren Leser håufig mit Wahrscheinlichkeitsaussagen, die zahlenmåßig denjuristischen Verstand çberfordern. Hierbei handelt es sichregelmåßig um mathematische Wahrscheinlichkeitsberechnungen, die håufig auf relativ kleinen Vergleichsgruppen basieren. Zudem sind Merkmalswahrscheinlichkeitund Belastungswahrscheinlichkeit gerade nicht identisch;letztere ist – entsprechend dem Bayes‹schen Theorem –unter Einbeziehung der Anfangswahrscheinlichkeit zu ermitteln und hångt daher entscheidend von der Anzahlmæglicher Tatverdåchtiger ab.11Strafjuristen neigen aufgrund ihrer Arbeitsbelastung dazu,vorlåufige Gutachten ziel- und ergebnisorientiert von hintenzu lesen: Passt das Ergebnis – oder nicht?! ... und nur dann ineine ausfçhrlichere Lektçre und Prçfung einzusteigen, wennAufsåtzedas Ergebnis nicht passt. Vor dieser Arbeitsweise muss indoppelter Hinsicht gewarnt werden:jjMethodisch betrachtet ist diese Vorgehensweise ein typischer Anfångerfehler, da psychologische Mechanismendann den Blick verstellen: Der berçhmte Inertia-Effekt(oder auch self-fullfilling-prophecy) tåtigt hier seine Wirkungen und fçhrt dazu, dass die das Ergebnis stçtzendenFakten vermehrt wahrgenommen und neutrale Faktorenim Sinne des (bekannten) Ergebnisses interpretiert werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gutachten ist daher praktisch verwehrt.Zum anderen sind gerade kriminaltechnische Untersuchungen und Gutachten regelmåßig nicht nur vorlåufig,sondern endgçltig, da sich die die Begutachtung bestimmenden Parameter in der Hauptverhandlung

Journal

Strafverteidigerde Gruyter

Published: Apr 25, 2017

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