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Kleine Schritte der sozialen Emanzipation

Kleine Schritte der sozialen Emanzipation Ein Versuch über den unterschichtlichen Spaziergang um 1900 von Die Autobiographie ,,Ein Prolet erzählt" zeigt den Erzähler Ludwig Turek viel zu Fuß unterwegs, und in der Beschreibung seiner verschiedenen Fortbewegungsarten blättert der Autor ein kleines Lexikon der proletarischen Lauf- und Gehkultur auf: Da ,,stiebt" der junge Turek nach der Schule ins Freie, ,,flitzt" über die Zollgrenze, ,,stürzt" einem Polizisten entgegen, ,,jagt" an ihm vorbei, ,,rast" mit einem gestohlenen Brot davon.' Aus einem Betrieb, in dem er es nicht mehr aushält, ,,torkelt" Turek ,,ab"; er ,,trabt zum B a h n h o f ' , er ,,fegt los", er ,,wetzt los", um sich ein paar Brotschnitten zu erfechten, ,,stiebelt" und ,,tippelt" mit Kollegen die Landstraßen entlang. In Magdeburg ,,strolcht" er an der Elbe umher, und als er, arbeitslos, Berlin besichtigt, ,,stiefelt" er mit seinen Kollegen Freitreppen hinauf, ,,rutscht" in eine Bildergalerie, ,,lungert" im Museum herum. In den Tiergarten ,,geraten", kommt er ins Gespräch mit einem ,,Spaziergänger" - der Spaziergang, so wird uns bedeutet, ist die Gehkultur der anderen. 2 Eine spätere Szene unterstreicht diese Grenzziehung. Es ist Sonntag, Turek, abgerissen und hungrig, läuft in Küstrin herum: ,,Ganz in Weiß gekleidete junge Mädchen gehen spazieren. Eine mir von der http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Kleine Schritte der sozialen Emanzipation

Historische Anthropologie , Volume 2 (3) – Dec 1, 1994

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 1994 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.1994.2.3.423
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Abstract

Ein Versuch über den unterschichtlichen Spaziergang um 1900 von Die Autobiographie ,,Ein Prolet erzählt" zeigt den Erzähler Ludwig Turek viel zu Fuß unterwegs, und in der Beschreibung seiner verschiedenen Fortbewegungsarten blättert der Autor ein kleines Lexikon der proletarischen Lauf- und Gehkultur auf: Da ,,stiebt" der junge Turek nach der Schule ins Freie, ,,flitzt" über die Zollgrenze, ,,stürzt" einem Polizisten entgegen, ,,jagt" an ihm vorbei, ,,rast" mit einem gestohlenen Brot davon.' Aus einem Betrieb, in dem er es nicht mehr aushält, ,,torkelt" Turek ,,ab"; er ,,trabt zum B a h n h o f ' , er ,,fegt los", er ,,wetzt los", um sich ein paar Brotschnitten zu erfechten, ,,stiebelt" und ,,tippelt" mit Kollegen die Landstraßen entlang. In Magdeburg ,,strolcht" er an der Elbe umher, und als er, arbeitslos, Berlin besichtigt, ,,stiefelt" er mit seinen Kollegen Freitreppen hinauf, ,,rutscht" in eine Bildergalerie, ,,lungert" im Museum herum. In den Tiergarten ,,geraten", kommt er ins Gespräch mit einem ,,Spaziergänger" - der Spaziergang, so wird uns bedeutet, ist die Gehkultur der anderen. 2 Eine spätere Szene unterstreicht diese Grenzziehung. Es ist Sonntag, Turek, abgerissen und hungrig, läuft in Küstrin herum: ,,Ganz in Weiß gekleidete junge Mädchen gehen spazieren. Eine mir von der

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 1994

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