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Karolin Wetjen, Mission als theologisches Labor. Koloniale Aushandlungen des Religiösen in Ostafrika, 1890–1920. (Missionsgeschichtliches Archiv, Bd. 31.) Stuttgart, Steiner 2020

Karolin Wetjen, Mission als theologisches Labor. Koloniale Aushandlungen des Religiösen in... Die Aktivitäten protestantischer Missionen trugen seit spätestens der Mitte des 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert erheblich zum kolonial-expansiven Weltgeschehen bei. Missionen agierten zentral in der Hervorbringung neuer schriftlicher Wissensregime. Ihre Geschichte und Wirkung ist deshalb unter verschiedenen Vorzeichen und mit Hilfe sich wandelnder konzeptioneller Zugänge immer wieder untersucht worden. So dominierte in den 1970er Jahren das Verständnis von Mission als integralem Bestandteil kolonialer Eroberungsgeschichte: Mission als „Faktor“ kolonialer Herrschaftsetablierung. Im Zuge kulturgeschichtlicher und postmoderner Öffnungen gerieten Interaktion, Prozesse der Übersetzung und Hybridisierungsphänomene in den Blick. Immer spielte sich Mission sowohl „zu Hause“ wie „im Feld“, also der Ferne oder der Fremde, ab und warf Fragen nach Austausch, Verflechtung, Ungleichheit und Rückwirkung auf.Karolin Wetjen bereichert diese Forschungsszenarien signifikant. Sie greift das Konzept des Laboratoriums auf, um die von Missionen produzierte archivalische Überlieferung einer neuen Lesart zuzuführen. Insbesondere Religion stellte ein Konzept dar, das im Zuge vielschichtiger Interaktion kontrovers auszuhandeln war. Diese Aushandlungsprozesse, bei denen sie gelegentlich den Aspekt der Ungleichheit unterbetont, implizierte Grenzziehungen zwischen Religiösem und dem, was kategorial als Aberglauben und Animismus bestimmt wurde. Erfahren und beschrieben wurde „im Feld“: Hier ging es um Praktiken und Kompromisse, die zum Beispiel in Bezug auf Knabenbeschneidung oder Erziehung zu http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Zeitschrift de Gruyter

Karolin Wetjen, Mission als theologisches Labor. Koloniale Aushandlungen des Religiösen in Ostafrika, 1890–1920. (Missionsgeschichtliches Archiv, Bd. 31.) Stuttgart, Steiner 2020

Historische Zeitschrift , Volume 314 (2): 3 – Apr 1, 2022

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2022 by Walter de Gruyter, Berlin/Boston
ISSN
2196-680X
eISSN
2196-680X
DOI
10.1515/hzhz-2022-1082
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Abstract

Die Aktivitäten protestantischer Missionen trugen seit spätestens der Mitte des 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert erheblich zum kolonial-expansiven Weltgeschehen bei. Missionen agierten zentral in der Hervorbringung neuer schriftlicher Wissensregime. Ihre Geschichte und Wirkung ist deshalb unter verschiedenen Vorzeichen und mit Hilfe sich wandelnder konzeptioneller Zugänge immer wieder untersucht worden. So dominierte in den 1970er Jahren das Verständnis von Mission als integralem Bestandteil kolonialer Eroberungsgeschichte: Mission als „Faktor“ kolonialer Herrschaftsetablierung. Im Zuge kulturgeschichtlicher und postmoderner Öffnungen gerieten Interaktion, Prozesse der Übersetzung und Hybridisierungsphänomene in den Blick. Immer spielte sich Mission sowohl „zu Hause“ wie „im Feld“, also der Ferne oder der Fremde, ab und warf Fragen nach Austausch, Verflechtung, Ungleichheit und Rückwirkung auf.Karolin Wetjen bereichert diese Forschungsszenarien signifikant. Sie greift das Konzept des Laboratoriums auf, um die von Missionen produzierte archivalische Überlieferung einer neuen Lesart zuzuführen. Insbesondere Religion stellte ein Konzept dar, das im Zuge vielschichtiger Interaktion kontrovers auszuhandeln war. Diese Aushandlungsprozesse, bei denen sie gelegentlich den Aspekt der Ungleichheit unterbetont, implizierte Grenzziehungen zwischen Religiösem und dem, was kategorial als Aberglauben und Animismus bestimmt wurde. Erfahren und beschrieben wurde „im Feld“: Hier ging es um Praktiken und Kompromisse, die zum Beispiel in Bezug auf Knabenbeschneidung oder Erziehung zu

Journal

Historische Zeitschriftde Gruyter

Published: Apr 1, 2022

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