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Juden im Kleinstaat Lippe. Die Anfänge der Emanzipation (1780-1820)

Juden im Kleinstaat Lippe. Die Anfänge der Emanzipation (1780-1820) ASCHKENAS - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 6/1996, H. 2 KLAUS POHLMANN Juden im Kleinstaat Lippe Die Anfänge der Emanzipation (1780-1820)* Lippe ist eines jener Länder in Deutschland, in denen im Zeitalter der Aufklärung die Politik gegenüber der jüdischen Minderheit einem aufgeklärtetatistischen Konzept folgte.1 Die vollständige Gleichstellung der Juden, die Jahrhunderte lang außerhalb der allgemeinen Rechtsordnung gelebt hatten, sozial und kulturell isoliert, sollte nach diesem Konzept in einem längeren erzieherischen Prozeß durch sukzessive Gesetzgebung erreicht werden; die Gleichstellung selbst sollte dann Abschluß und Krönung eines gesellschaftlichen Integrationsprqzesses sein. Rechtliche Zugeständnisse in Richtung auf die Gleichstellung wurden so abhängig gemacht von Fortschritten der jüdischen Seite in Richtung auf die eingeforderte Integration, die dann wiederum von nichtjüdischer Seite, von Behörden und Regierung, als Erfolg ihrer erzieherischen Bemühungen beträchtet wurden. In diesem Konzept, in dem der Staat sich als ein Erziehungsstaat begriff, kam dem Grad der Aufgeklärtheit der Behörden eine besondere Bedeutung zu, waren sie es doch, die den Annäherungsprozeß der jüdischen Minderheit steuerten und vorantrieben. In einem solchen als Erziehung verstandenen Prozeß konnte zudem eine Umwandlung der allgemeinen Sozialverhältnisse unterbleiben, die Annäherung der Juden an die Verhältnisse der Mehrheit erlaubte ein Festhalten an alten überkommenen Herrschafts- und Sozialstrukturen. http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden de Gruyter

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2009 Walter de Gruyter
Subject
Aufsätze
ISSN
1016-4987
eISSN
1016-4987
DOI
10.1515/asch.1996.6.2.455
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Abstract

ASCHKENAS - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 6/1996, H. 2 KLAUS POHLMANN Juden im Kleinstaat Lippe Die Anfänge der Emanzipation (1780-1820)* Lippe ist eines jener Länder in Deutschland, in denen im Zeitalter der Aufklärung die Politik gegenüber der jüdischen Minderheit einem aufgeklärtetatistischen Konzept folgte.1 Die vollständige Gleichstellung der Juden, die Jahrhunderte lang außerhalb der allgemeinen Rechtsordnung gelebt hatten, sozial und kulturell isoliert, sollte nach diesem Konzept in einem längeren erzieherischen Prozeß durch sukzessive Gesetzgebung erreicht werden; die Gleichstellung selbst sollte dann Abschluß und Krönung eines gesellschaftlichen Integrationsprqzesses sein. Rechtliche Zugeständnisse in Richtung auf die Gleichstellung wurden so abhängig gemacht von Fortschritten der jüdischen Seite in Richtung auf die eingeforderte Integration, die dann wiederum von nichtjüdischer Seite, von Behörden und Regierung, als Erfolg ihrer erzieherischen Bemühungen beträchtet wurden. In diesem Konzept, in dem der Staat sich als ein Erziehungsstaat begriff, kam dem Grad der Aufgeklärtheit der Behörden eine besondere Bedeutung zu, waren sie es doch, die den Annäherungsprozeß der jüdischen Minderheit steuerten und vorantrieben. In einem solchen als Erziehung verstandenen Prozeß konnte zudem eine Umwandlung der allgemeinen Sozialverhältnisse unterbleiben, die Annäherung der Juden an die Verhältnisse der Mehrheit erlaubte ein Festhalten an alten überkommenen Herrschafts- und Sozialstrukturen.

Journal

Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Judende Gruyter

Published: Jan 1, 1996

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