Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

›Jüdische Literatur‹ in Weltliteraturgeschichten

›Jüdische Literatur‹ in Weltliteraturgeschichten ASCHKENAS – Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 18/19 2008/2009, H. 2 Peter Goßens ›Jüdische Literatur‹ in Weltliteraturgeschichten Schon Mitte des 19. Jahrhunderts forderte Leopold Zunz die Konstituierung einer eigenen jüdischen Literaturgeschichte, um »den Zusammenhang der schriftlichen Denkmäler des menschlichen Geistes zu erkennen«.1 Er wollte die Relevanz der jüdischen Literatur in ihrem Verhältnis zu anderen Nationalliteraturen bestimmen. So wundert es nicht, wenn er bereits wenige Jahre nach Goethe seine frühe Konzeption der »rabbinischen Literatur«2 mit dem Gedanken einer Diasporaliteratur als »Welt-Literatur« verband.3 Als Grundparadigma dieser »Welt-Literatur« sah er, wie vor ihm Goethe, die Vorstellung eines beschleunigten Weltverkehrs und die verbindenden Möglichkeiten der Ãœbersetzung. Zunz entwickelte ein, von Andreas Kilcher überzeugend vorgestelltes, Bild von jüdischer Literatur als transkulturellem System. Dennoch weist Zunz’ Konzeption einer jüdischen Weltliteratur weitere Besonderheiten auf. Zum einen kennzeichnet sie eine eigene geschichtliche Entwicklung: Eine solche von der Weltgeschichte anerkannte historische Besonderheit sind die Juden nach Volksthum und Bekenntnis ein Ganzes, dessen Richtungen von einheitlichen, mit ihren Wurzeln in das tiefste Alterthum hineinragenden, Gesetzen gelenkt werden, und dessen geistige Erzeugnisse bereits über zwei Jahrtausende, eine Lebensfaser unzereissbar durchzieht. Dies die Berechtigung zur Existenz, die Begründung der Eigenthümlichkeit einer jüdischen Literatur.4 Andererseits ist sie mit den http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Aschkenas de Gruyter

›Jüdische Literatur‹ in Weltliteraturgeschichten

Aschkenas , Volume (2) – Dec 1, 2010

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/j-dische-literatur-in-weltliteraturgeschichten-VpUrSaqICv

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2010 by the
ISSN
1016-4987
eISSN
1865-9438
DOI
10.1515/asch.2009.031
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

ASCHKENAS – Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 18/19 2008/2009, H. 2 Peter Goßens ›Jüdische Literatur‹ in Weltliteraturgeschichten Schon Mitte des 19. Jahrhunderts forderte Leopold Zunz die Konstituierung einer eigenen jüdischen Literaturgeschichte, um »den Zusammenhang der schriftlichen Denkmäler des menschlichen Geistes zu erkennen«.1 Er wollte die Relevanz der jüdischen Literatur in ihrem Verhältnis zu anderen Nationalliteraturen bestimmen. So wundert es nicht, wenn er bereits wenige Jahre nach Goethe seine frühe Konzeption der »rabbinischen Literatur«2 mit dem Gedanken einer Diasporaliteratur als »Welt-Literatur« verband.3 Als Grundparadigma dieser »Welt-Literatur« sah er, wie vor ihm Goethe, die Vorstellung eines beschleunigten Weltverkehrs und die verbindenden Möglichkeiten der Übersetzung. Zunz entwickelte ein, von Andreas Kilcher überzeugend vorgestelltes, Bild von jüdischer Literatur als transkulturellem System. Dennoch weist Zunz’ Konzeption einer jüdischen Weltliteratur weitere Besonderheiten auf. Zum einen kennzeichnet sie eine eigene geschichtliche Entwicklung: Eine solche von der Weltgeschichte anerkannte historische Besonderheit sind die Juden nach Volksthum und Bekenntnis ein Ganzes, dessen Richtungen von einheitlichen, mit ihren Wurzeln in das tiefste Alterthum hineinragenden, Gesetzen gelenkt werden, und dessen geistige Erzeugnisse bereits über zwei Jahrtausende, eine Lebensfaser unzereissbar durchzieht. Dies die Berechtigung zur Existenz, die Begründung der Eigenthümlichkeit einer jüdischen Literatur.4 Andererseits ist sie mit den

Journal

Aschkenasde Gruyter

Published: Dec 1, 2010

There are no references for this article.