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Inszenierte Wiederkehr. Alexander der Grosse im neuzeitlichen politischen Diskurs des Balkans und des Nahen Ostens.

Inszenierte Wiederkehr. Alexander der Grosse im neuzeitlichen politischen Diskurs des Balkans und... Forum Inszenierte Wiederkehr. Alexander der Grosse im neuzeitlichen politischen Diskurs des Balkans und des Nahen Ostens. von Michael Kreutz I. Die Frage, wo Europa endet und Asien undAfrikabeginnen,istweitmehralseine geographischeFrageimmeraucheinekulturelle Herausforderung gewesen, die bis indieNeuzeithineinzuÜberschreitungen reizte.HäufigesSymboleinerVereinigung verschiedener, durch das Mittelmeer geteilterKulturenwurdeinderneuzeitlichen politischen Rhetorik die historische Figur Alexanders des Grossen, mit dem sich neue kulturelle Zugehörigkeiten überzeugendlegitimierenliessenunddessenInanspruchnahme auf eine langeTradition der Alexanderrezeptionzurückgreifenkonnte. Imfolgendensollkurzskizziertwerden, wie in den Regionen des Osmanischen Reiches und seiner Nachfolgestaaten im Zuge nationalstaatlicher Neuordnung die historische FigurAlexanders des Grossen vor variierendem kulturellen Hintergrund für die jeweilige nationale Sache dienstbargemachtwerdenkonnte.Diesgeschah keineswegsnur,umterritorialeAnsprüche historisch zu rechtfertigen, sondern auch, um Zivilisationsräume und damit kulturelle Zugehörigkeiten zu begründen. Alexander der Grosse wird darin zur Gegenchiffre eines Bildes vom Orient, das im 19.Jahrhundert in Westeuropa, aber auch im Vorderen Orient selbst, vorherrschend war und im wesentlichen ein Ergebnis westlicherPräsenzinderöstlichenMittelmeerweltist.DerOrientgaltalsUrsprung der europäischen Zivilisation, bildete zugleich aber auch das Gegenbild zu einem aufstrebenden Europa.1 Im AlexanderToposdrücktsichdaherauchderWunsch der zum Osmanischen Reich gehörenden Völker aus, die fremde Zuschreibung der eigenen Kultur zu einem imaginierten, mitStillstandkonnotiertenRaumzuüberwindenundanderenKulturenaufgleicher Augenhöhezubegegnen. In diesem Rekurs auf Alexander ist es nicht allein der Eroberer, sondern vor allem derVisionär, der von tragender Bedeutungist;letztendlichverbindensichjedoch beide Rollen in der Idealvorstellung von einem Herrscher, dessen politisches Ideal alleinverbindlicher http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Inszenierte Wiederkehr. Alexander der Grosse im neuzeitlichen politischen Diskurs des Balkans und des Nahen Ostens.

Historische Anthropologie , Volume 18 (2) – Jul 1, 2010

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2010 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.2010.18.2.295
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Abstract

Forum Inszenierte Wiederkehr. Alexander der Grosse im neuzeitlichen politischen Diskurs des Balkans und des Nahen Ostens. von Michael Kreutz I. Die Frage, wo Europa endet und Asien undAfrikabeginnen,istweitmehralseine geographischeFrageimmeraucheinekulturelle Herausforderung gewesen, die bis indieNeuzeithineinzuÜberschreitungen reizte.HäufigesSymboleinerVereinigung verschiedener, durch das Mittelmeer geteilterKulturenwurdeinderneuzeitlichen politischen Rhetorik die historische Figur Alexanders des Grossen, mit dem sich neue kulturelle Zugehörigkeiten überzeugendlegitimierenliessenunddessenInanspruchnahme auf eine langeTradition der Alexanderrezeptionzurückgreifenkonnte. Imfolgendensollkurzskizziertwerden, wie in den Regionen des Osmanischen Reiches und seiner Nachfolgestaaten im Zuge nationalstaatlicher Neuordnung die historische FigurAlexanders des Grossen vor variierendem kulturellen Hintergrund für die jeweilige nationale Sache dienstbargemachtwerdenkonnte.Diesgeschah keineswegsnur,umterritorialeAnsprüche historisch zu rechtfertigen, sondern auch, um Zivilisationsräume und damit kulturelle Zugehörigkeiten zu begründen. Alexander der Grosse wird darin zur Gegenchiffre eines Bildes vom Orient, das im 19.Jahrhundert in Westeuropa, aber auch im Vorderen Orient selbst, vorherrschend war und im wesentlichen ein Ergebnis westlicherPräsenzinderöstlichenMittelmeerweltist.DerOrientgaltalsUrsprung der europäischen Zivilisation, bildete zugleich aber auch das Gegenbild zu einem aufstrebenden Europa.1 Im AlexanderToposdrücktsichdaherauchderWunsch der zum Osmanischen Reich gehörenden Völker aus, die fremde Zuschreibung der eigenen Kultur zu einem imaginierten, mitStillstandkonnotiertenRaumzuüberwindenundanderenKulturenaufgleicher Augenhöhezubegegnen. In diesem Rekurs auf Alexander ist es nicht allein der Eroberer, sondern vor allem derVisionär, der von tragender Bedeutungist;letztendlichverbindensichjedoch beide Rollen in der Idealvorstellung von einem Herrscher, dessen politisches Ideal alleinverbindlicher

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Jul 1, 2010

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