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Industriebilder - Bilder der Industriearbeit?

Industriebilder - Bilder der Industriearbeit? Industrie- und Arbeiterphotographie von der Jahrhundertwende bis in die 1930er Jahre von Alf Lüdtke 1. Bilderwelten - Scheinwelten? In seiner kleinen Geschichte der Photographie, die 1931 in der ,,Literarischen Welt" veröffentlich wurde, zitierte Walter Benjamin zustimmend den Theater-Autor Bertolt Brecht. Brecht hatte sich scharf gegen die verbreitete Illusion gewandt, Photographie zeige die Wirklichkeit: ,,Die .einfache Wiedergabe der Realität' sagt [weniger denn je] etwas über die Realität aus." Brecht war noch konkreter geworden: ,,Eine Photographie von Krupp oder der AEG ergibt beinahe nichts über diese Institute." Und das heiße: ,,Die eigentliche Realität ist in die Funktionale gerutscht. Die Verdinglichung der menschlichen Beziehungen, also etwa die Fabrik, gibt die letzteren nicht mehr heraus." 1 Benjamin unterstrich mit diesem Zitat seine Forderung, der Beliebigkeit eines grassierenden ,,photographischen Schöpfertums" entgegenzutreten. Dieses ,,Schöpfertum" zeige sein ,,wahres Gesicht... in Reklame und Assoziation". Diese Bilder wirkten durch ,,Reiz und Suggestion"; not täten jedoch ,,Experiment und Belehrung". Der Verführungskraft von Bildern könne man nur entgegentreten, wenn der Augensinn nicht unvermittelt befriedigt werde. Vielmehr müsse akzeptiert und gezeigt werden, daß und wie Bilder konstruiert seien. Oder mit Brecht: Bilder müßten ,,gestellt" werden. Allein mit ausdrücklicher Konstruktion von Bilderwelten würden diese jener unvermittelten sinnlichen Attraktion beraubt, die für http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Industriebilder - Bilder der Industriearbeit?

Historische Anthropologie , Volume 1 (3) – Dec 1, 1993

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 1993 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.1993.1.3.394
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Abstract

Industrie- und Arbeiterphotographie von der Jahrhundertwende bis in die 1930er Jahre von Alf Lüdtke 1. Bilderwelten - Scheinwelten? In seiner kleinen Geschichte der Photographie, die 1931 in der ,,Literarischen Welt" veröffentlich wurde, zitierte Walter Benjamin zustimmend den Theater-Autor Bertolt Brecht. Brecht hatte sich scharf gegen die verbreitete Illusion gewandt, Photographie zeige die Wirklichkeit: ,,Die .einfache Wiedergabe der Realität' sagt [weniger denn je] etwas über die Realität aus." Brecht war noch konkreter geworden: ,,Eine Photographie von Krupp oder der AEG ergibt beinahe nichts über diese Institute." Und das heiße: ,,Die eigentliche Realität ist in die Funktionale gerutscht. Die Verdinglichung der menschlichen Beziehungen, also etwa die Fabrik, gibt die letzteren nicht mehr heraus." 1 Benjamin unterstrich mit diesem Zitat seine Forderung, der Beliebigkeit eines grassierenden ,,photographischen Schöpfertums" entgegenzutreten. Dieses ,,Schöpfertum" zeige sein ,,wahres Gesicht... in Reklame und Assoziation". Diese Bilder wirkten durch ,,Reiz und Suggestion"; not täten jedoch ,,Experiment und Belehrung". Der Verführungskraft von Bildern könne man nur entgegentreten, wenn der Augensinn nicht unvermittelt befriedigt werde. Vielmehr müsse akzeptiert und gezeigt werden, daß und wie Bilder konstruiert seien. Oder mit Brecht: Bilder müßten ,,gestellt" werden. Allein mit ausdrücklicher Konstruktion von Bilderwelten würden diese jener unvermittelten sinnlichen Attraktion beraubt, die für

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 1993

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