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„Ich bin ein befreites Subjekt“

„Ich bin ein befreites Subjekt“ Von einer jungen Generation im Nachkriegsdeutschland, die die Freiheit suchte ­ und den Jazz fand1 von 1. Einleitung: Jazz ­ Verheißung und Bedrohung Im Jahre 1962 beschreibt der wohl prominenteste Jazz-Gegner seiner Zeit, Theodor W. Adorno, den Jazzfan, dessen Hörgewohnheiten und -präferenzen er als eigenen Hörtypus isoliert, wie folgt: ,,Sich selbst verkennt er [der Jazz-Fan] als kühn und avantgardistisch, während noch seine äußersten Exzesse seit mehr als fünfzig Jahren von der ernsten Musik überboten und zur Konsequenz gebracht wurden. [...] Die unbestrittene Vorherrschaft der Zählzeit, der alle synkopischen Künste parieren müssen; die Unfähigkeit, Musik im eigentlichen Sinn dynamisch, als ein frei sich Entwickelndes zu denken, verleiht auch diesem Hörtypus den Charakter des Autoritätsgebundenen. Nur freilich hat er bei ihm eher die Gestalt des im Freudschen Sinne Ödipalen: Aufmucken gegen den Vater, dem die Bereitschaft, vor ihm sich zu ducken, schon innewohnt."2 Dem gegenüber stehen die Aussagen von Jazzfans der Nachkriegszeit. Günter Kieser (Jahrgang 1930) beispielsweise, ein Frankfurter Künstler, der jahrzehntelang der deutschen Jazzszene durch seine Plakate ein Gesicht gab, beschreibt seine Jazzbegeisterung nach dem Zweiten Weltkrieg folgendermaßen: ,,Sie [die Jazzmusik] zählte zu einer Wertigkeit, die wir nicht mehr im Unterhaltungsbereich, sondern eigentlich als hoch anspruchsvolle Musik gesehen haben; http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

„Ich bin ein befreites Subjekt“

Historische Anthropologie , Volume 14 (2) – Jul 1, 2006

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2006 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.2006.14.2.268
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Abstract

Von einer jungen Generation im Nachkriegsdeutschland, die die Freiheit suchte ­ und den Jazz fand1 von 1. Einleitung: Jazz ­ Verheißung und Bedrohung Im Jahre 1962 beschreibt der wohl prominenteste Jazz-Gegner seiner Zeit, Theodor W. Adorno, den Jazzfan, dessen Hörgewohnheiten und -präferenzen er als eigenen Hörtypus isoliert, wie folgt: ,,Sich selbst verkennt er [der Jazz-Fan] als kühn und avantgardistisch, während noch seine äußersten Exzesse seit mehr als fünfzig Jahren von der ernsten Musik überboten und zur Konsequenz gebracht wurden. [...] Die unbestrittene Vorherrschaft der Zählzeit, der alle synkopischen Künste parieren müssen; die Unfähigkeit, Musik im eigentlichen Sinn dynamisch, als ein frei sich Entwickelndes zu denken, verleiht auch diesem Hörtypus den Charakter des Autoritätsgebundenen. Nur freilich hat er bei ihm eher die Gestalt des im Freudschen Sinne Ödipalen: Aufmucken gegen den Vater, dem die Bereitschaft, vor ihm sich zu ducken, schon innewohnt."2 Dem gegenüber stehen die Aussagen von Jazzfans der Nachkriegszeit. Günter Kieser (Jahrgang 1930) beispielsweise, ein Frankfurter Künstler, der jahrzehntelang der deutschen Jazzszene durch seine Plakate ein Gesicht gab, beschreibt seine Jazzbegeisterung nach dem Zweiten Weltkrieg folgendermaßen: ,,Sie [die Jazzmusik] zählte zu einer Wertigkeit, die wir nicht mehr im Unterhaltungsbereich, sondern eigentlich als hoch anspruchsvolle Musik gesehen haben;

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Jul 1, 2006

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