Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Helmut Walser Smith, Deutschland. Geschichte einer Nation. München, Beck 2021

Helmut Walser Smith, Deutschland. Geschichte einer Nation. München, Beck 2021 Dieses Buch ist einerseits eine klassische Nationalgeschichte, die sich an eine breitere Leserschaft wendet. Das betont der deutsche Verlagstitel. Helmut Walser Smith verfolgt darüber hinaus in Auseinandersetzung mit der Forschung aber auch eine These: Er stellt die Sicht der Nation als einer im späten 18. und 19. Jahrhundert „erfundenen Tradition“ in Frage, wie sie von Benedict Anderson und anderen vertreten worden ist. Vielmehr sei die Idee der deutschen Nation nicht nur älter. Sie habe sich auch von einer ursprünglich relativ friedfertigen zu einer seit der Französischen Revolution zunehmend aggressiven Ideologie des Nationalismus entwickelt. Nach dessen Höhepunkt im Zeitalter der beiden Weltkriege seien die meisten Deutschen dann zu einem gutartigen, empathischen Nationsverständnis zurückgekehrt. Der Untertitel des englischen Originals fasst das prägnant als „before, during and after nationalism“ zusammen.Der erste Teil verortet die „Erfindung“ der deutschen Nation um 1500, als Humanisten Tacitus’ „Germania“ wiederentdeckten und auf Karten zum ersten Mal „Teutschland“ als Hauptwort auftauchte. Dass schon im frühen Hochmittelalter „diutsche lant“ und „liuti“ als Quellenbegriffe greifbar sind, registriert Smith nur nebenher, ohne dem aber weitere Bedeutung beizumessen (S. 30). Er problematisiert auch nicht, dass solche Begriffe noch lange Zeit ganz uneinheitlich mal im politischen Sinne (für das „Heilige Römische Reich teutscher http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Zeitschrift de Gruyter

Helmut Walser Smith, Deutschland. Geschichte einer Nation. München, Beck 2021

Historische Zeitschrift , Volume 316 (1): 3 – Feb 1, 2023

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/helmut-walser-smith-deutschland-geschichte-einer-nation-m-nchen-beck-3D1S0aeTvR
Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2023 by Walter de Gruyter, Berlin/Boston
ISSN
2196-680X
eISSN
2196-680X
DOI
10.1515/hzhz-2023-1005
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

Dieses Buch ist einerseits eine klassische Nationalgeschichte, die sich an eine breitere Leserschaft wendet. Das betont der deutsche Verlagstitel. Helmut Walser Smith verfolgt darüber hinaus in Auseinandersetzung mit der Forschung aber auch eine These: Er stellt die Sicht der Nation als einer im späten 18. und 19. Jahrhundert „erfundenen Tradition“ in Frage, wie sie von Benedict Anderson und anderen vertreten worden ist. Vielmehr sei die Idee der deutschen Nation nicht nur älter. Sie habe sich auch von einer ursprünglich relativ friedfertigen zu einer seit der Französischen Revolution zunehmend aggressiven Ideologie des Nationalismus entwickelt. Nach dessen Höhepunkt im Zeitalter der beiden Weltkriege seien die meisten Deutschen dann zu einem gutartigen, empathischen Nationsverständnis zurückgekehrt. Der Untertitel des englischen Originals fasst das prägnant als „before, during and after nationalism“ zusammen.Der erste Teil verortet die „Erfindung“ der deutschen Nation um 1500, als Humanisten Tacitus’ „Germania“ wiederentdeckten und auf Karten zum ersten Mal „Teutschland“ als Hauptwort auftauchte. Dass schon im frühen Hochmittelalter „diutsche lant“ und „liuti“ als Quellenbegriffe greifbar sind, registriert Smith nur nebenher, ohne dem aber weitere Bedeutung beizumessen (S. 30). Er problematisiert auch nicht, dass solche Begriffe noch lange Zeit ganz uneinheitlich mal im politischen Sinne (für das „Heilige Römische Reich teutscher

Journal

Historische Zeitschriftde Gruyter

Published: Feb 1, 2023

There are no references for this article.