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Helga Rathjen, Tsingtau. Eine deutsche Kolonialstadt in China (1897–1914). Wien, Böhlau (Wien) 2021

Helga Rathjen, Tsingtau. Eine deutsche Kolonialstadt in China (1897–1914). Wien, Böhlau (Wien) 2021 Die deutsche Kolonialstadt Tsingtau (Qingdao), heute eine chinesische Millionenmetropole, die wegen ihrer ausgedehnten Badestrände und landschaftlich reizvollen Lage nahe des Lao Shan-Gebirges gerühmt wird, entstand innerhalb weniger Jahre, nachdem die deutsche Marine im November 1897 die Bucht von Kiautschou (Jiaozhou) besetzt und einige Monate später für das angrenzende, rund 550 Quadratkilometer große Territorium von der chinesischen Regierung einen Pachtvertrag erzwungen hatte. Im Wettstreit der imperialen Mächte um Einfluss auf und Kontrolle über wirtschaftlich bedeutende Regionen sollte das „Pachtgebiet Kiautschou“ nicht nur zu einem wichtigen Flottenstützpunkt, sondern zu einer regelrechten „deutschen Musterkolonie“ entwickelt werden, mit Ausstrahlung bis weit in die Provinz Shandong hinein. Doch trotz aller Anstrengungen, der Errichtung von zahlreichen öffentlichen wie privaten Bauten samt Gouverneurspalast und christlichen Kirchen, Hochschule und Krankenhaus, Stromversorgung und Kanalisation, einer Eisenbahntrasse bis in die Provinzhauptstadt Jinan sowie der Anlage eines hochmodernen Überseehafens, blieb der Traum von einem „deutschen Hongkong“ unerfüllt. Der internationale Handel verlagerte sich bis zum Ersten Weltkrieg jedenfalls kaum hierher.Der Kulturwissenschaftlerin Helga Rathjen geht es in ihrer Dissertationsschrift freilich nicht um diese, in ihren Grundzügen bereits bekannte Geschichte Tsingtaus, sondern um die Aufdeckung und Analyse eines „kolonialen Gründungsnarrativs deutscher Selbstrepräsentation im Spiegel einer rassistischen Konstruktion des chinesischen Anderen“. Als städtebauliche Selbstinszenierung http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Zeitschrift de Gruyter

Helga Rathjen, Tsingtau. Eine deutsche Kolonialstadt in China (1897–1914). Wien, Böhlau (Wien) 2021

Historische Zeitschrift , Volume 314 (2): 2 – Apr 1, 2022

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2022 by Walter de Gruyter, Berlin/Boston
ISSN
2196-680X
eISSN
2196-680X
DOI
10.1515/hzhz-2022-1084
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Abstract

Die deutsche Kolonialstadt Tsingtau (Qingdao), heute eine chinesische Millionenmetropole, die wegen ihrer ausgedehnten Badestrände und landschaftlich reizvollen Lage nahe des Lao Shan-Gebirges gerühmt wird, entstand innerhalb weniger Jahre, nachdem die deutsche Marine im November 1897 die Bucht von Kiautschou (Jiaozhou) besetzt und einige Monate später für das angrenzende, rund 550 Quadratkilometer große Territorium von der chinesischen Regierung einen Pachtvertrag erzwungen hatte. Im Wettstreit der imperialen Mächte um Einfluss auf und Kontrolle über wirtschaftlich bedeutende Regionen sollte das „Pachtgebiet Kiautschou“ nicht nur zu einem wichtigen Flottenstützpunkt, sondern zu einer regelrechten „deutschen Musterkolonie“ entwickelt werden, mit Ausstrahlung bis weit in die Provinz Shandong hinein. Doch trotz aller Anstrengungen, der Errichtung von zahlreichen öffentlichen wie privaten Bauten samt Gouverneurspalast und christlichen Kirchen, Hochschule und Krankenhaus, Stromversorgung und Kanalisation, einer Eisenbahntrasse bis in die Provinzhauptstadt Jinan sowie der Anlage eines hochmodernen Überseehafens, blieb der Traum von einem „deutschen Hongkong“ unerfüllt. Der internationale Handel verlagerte sich bis zum Ersten Weltkrieg jedenfalls kaum hierher.Der Kulturwissenschaftlerin Helga Rathjen geht es in ihrer Dissertationsschrift freilich nicht um diese, in ihren Grundzügen bereits bekannte Geschichte Tsingtaus, sondern um die Aufdeckung und Analyse eines „kolonialen Gründungsnarrativs deutscher Selbstrepräsentation im Spiegel einer rassistischen Konstruktion des chinesischen Anderen“. Als städtebauliche Selbstinszenierung

Journal

Historische Zeitschriftde Gruyter

Published: Apr 1, 2022

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