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ZusammenfassungDie heutige Omnipräsenz des Unternehmertums resultiert nicht allein aus dessen wandelhaften ökonomischen Funktionen. Als Quellenbegriff erst seit dem 19. Jahrhundert umfassend belegt, ist Unternehmertum in der Neuzeit vielmehr zu einem integrativen gesellschaftlichen Ideal erwachsen. Der Unternehmer geriet zum Archetyp der westlichen Moderne, die ihm attestierten Eigenschaften erhielten geradezu den Status anthropologischer Zuschreibungen. Diese Entwicklung lässt sich seit dem 17. Jahrhundert nachvollziehen, in dem sich einzelne Händler als Helden zu profilieren wussten – indes so unternehmerisch-risikofreudig bisweilen gar nicht agierten, wie sie vorgaben, während Adelige sich vielfach unternehmerischer Praktiken bedienten, ohne sie so zu benennen. Das 18. Jahrhundert wertete Wissenschaft höher als Mut und pries den sorgfältigen Buchhalter als Inbegriff eines Unternehmertums, das im 19. Jahrhundert als Prinzip Hoffnung nunmehr auch begabten Arbeitern die materielle wie ideelle Selbstverwirklichung verhieß. Die enorme mediale Präsenz des Unternehmers im 20. Jahrhundert schließlich war eng an die Erwartung gebunden, er habe sich als Tatmensch zu beweisen: integrativer Gestus durch Mitarbeiterführung überstrahlte hier das konkrete Geschäftsmodell. Gerade als Fiktion hat das Unternehmertum die moderne Welt mitgeformt; ein ursprüngliches Minderheiten-Konzept konnte für die Mehrheit verbindlich werden, weil es keine Verlierer mehr kannte. Weil die vielleicht wichtigste Funktion des Unternehmers in dessen jeweiliger Inszenierung bestand, wirft dieser Beitrag insbesondere Schlaglichter auf unternehmerische Selbstzuschreibungen, auf publizistische und belletristische Fremdzuschreibungen sowie auf die wirtschaftswissenschaftliche Theoriebildung.
Historische Zeitschrift – de Gruyter
Published: Aug 6, 2017
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