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Geschichte machen.

Geschichte machen. Debatte Überlegungen zu lokal-spezifischen Praktiken in der Geschichtswissenschaft und ihrer epistemischen Bedeutung im 19. Jahrhundert. Ein Literaturbericht von Vor fünfzehn Jahren plädierte Michel Serres für eine ,,spontane Geschichte der Wissenschaften".1 Die Geschichte von den Wissenschaften nehme mitunter sakrale Formen an: ,,die Genies übernehmen darin die Rolle von Propheten, die Einschnitte erscheinen als Offenbarungen, die Polemiken oder Debatten dienen dem Ausschluß der Häretiker, die Kongresse ahmen Konzile nach, die Wissenschaft inkarniert sich allmählich in der Zeit, so wie einst der Geist."2 Die Heilsgeschichte der Wissenschaften enthistorisiere die Vergangenheit: sie unterschlage die ihr innewohnenden Dynamiken und Metamorphosen zugunsten eines teleologisch ausgerichteten Blicks, dessen Fluchtpunkt in der Gegenwart liege. Wissenschaft und Geschichte seien die Tabus unserer Zeit, konstatierte der französische Historiker. Um die Gewissheiten der Heilsgeschichte aufzubrechen, seien Wissenschaft und Geschichte in eine ,,spontane" Relation zu überführen und der Blick freizugeben auf ,,die Praxis einer Geschichte, die in den Wissenschaften zu wenig bewandert ist, und [auf] Wissenschaften, die sich in ihrer Geschichte sehr wenig auskennen".3 Mehrere wissenschaftshistorische Studien nahmen sich dieser Herausforderung an.4 Ikonen der naturwissenschaftlichen Moderne wie etwa Galileo Galilei oder Robert Boyle wurden ihres modernistischen Formats entledigt,5 die heroische Tat Louis Pasteurs in ihre vielfältigen Kräfterelationen aufgelöst,6 die Objektivität http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2004 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.2004.12.3.415
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Abstract

Debatte Überlegungen zu lokal-spezifischen Praktiken in der Geschichtswissenschaft und ihrer epistemischen Bedeutung im 19. Jahrhundert. Ein Literaturbericht von Vor fünfzehn Jahren plädierte Michel Serres für eine ,,spontane Geschichte der Wissenschaften".1 Die Geschichte von den Wissenschaften nehme mitunter sakrale Formen an: ,,die Genies übernehmen darin die Rolle von Propheten, die Einschnitte erscheinen als Offenbarungen, die Polemiken oder Debatten dienen dem Ausschluß der Häretiker, die Kongresse ahmen Konzile nach, die Wissenschaft inkarniert sich allmählich in der Zeit, so wie einst der Geist."2 Die Heilsgeschichte der Wissenschaften enthistorisiere die Vergangenheit: sie unterschlage die ihr innewohnenden Dynamiken und Metamorphosen zugunsten eines teleologisch ausgerichteten Blicks, dessen Fluchtpunkt in der Gegenwart liege. Wissenschaft und Geschichte seien die Tabus unserer Zeit, konstatierte der französische Historiker. Um die Gewissheiten der Heilsgeschichte aufzubrechen, seien Wissenschaft und Geschichte in eine ,,spontane" Relation zu überführen und der Blick freizugeben auf ,,die Praxis einer Geschichte, die in den Wissenschaften zu wenig bewandert ist, und [auf] Wissenschaften, die sich in ihrer Geschichte sehr wenig auskennen".3 Mehrere wissenschaftshistorische Studien nahmen sich dieser Herausforderung an.4 Ikonen der naturwissenschaftlichen Moderne wie etwa Galileo Galilei oder Robert Boyle wurden ihres modernistischen Formats entledigt,5 die heroische Tat Louis Pasteurs in ihre vielfältigen Kräfterelationen aufgelöst,6 die Objektivität

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 2004

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