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Geschichte in Abkehr von der Vergangenheit. Zur Problematik historischer Identität im deutschen Judentum der Emanzipationszeit

Geschichte in Abkehr von der Vergangenheit. Zur Problematik historischer Identität im deutschen... ASCHKENAS - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 9/1999, H. 2 ANDREAS GOTZMANN Geschichte in Abkehr von der Vergangenheit Zur Problematik historischer Identität im deutschen Judentum der Emanzipationszeit Die Veränderung jüdischen Lebens in den deutschen Staaten des 19. Jahrhunderts wurde bisher vor allem aus dem Blickwinkel des Wandels der politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen gesehen. Diese Betrachtungsweise wurde in das Nachzeichnen der Emanzipationsdebatten und des Prozesses der zögerlichen, schubweisen bürgerlichen Gleichstellung eingebunden. Der entscheidend durch die Entwicklung eines modernen bürgerlichen Staatswesens gekennzeichnete soziale Wandel der deutsch-jüdischen Kultur stellte die jüdischen Ideologen seit dem Beginn der Emanzipationsdebatte vor die Frage, in welcher Weise die gewünschten Neuerungen von innen heraus legitimiert und gesteuert werden könnten. Auch wenn die Veränderung der Lebensumstände für die große Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung keineswegs schlagartig eintrat, so führten schon die Kriegswirren und Mißernten zu Beginn des Jahrhunderts, die Gewährung bürgerlicher Rechte und deren Zurücknahme, sowie die reale Bedrohung durch die Pogromwellen zu einer generellen Verunsicherung, wie diese Veränderungen in die geschichtliche Wahrnehmung einzugliedern seien. Ein weiterer Faktor war sicherlich auch der zähe Kampf um die gerade auf lokaler Ebene und im Berufsleben oft nur widerwillig gewährte Gleichbehandlung. Allem voraus war es jedoch der sich http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden de Gruyter

Geschichte in Abkehr von der Vergangenheit. Zur Problematik historischer Identität im deutschen Judentum der Emanzipationszeit

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2009 Walter de Gruyter
Subject
Aufsätze
ISSN
1016-4987
eISSN
1016-4987
DOI
10.1515/asch.1999.9.2.327
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Abstract

ASCHKENAS - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 9/1999, H. 2 ANDREAS GOTZMANN Geschichte in Abkehr von der Vergangenheit Zur Problematik historischer Identität im deutschen Judentum der Emanzipationszeit Die Veränderung jüdischen Lebens in den deutschen Staaten des 19. Jahrhunderts wurde bisher vor allem aus dem Blickwinkel des Wandels der politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen gesehen. Diese Betrachtungsweise wurde in das Nachzeichnen der Emanzipationsdebatten und des Prozesses der zögerlichen, schubweisen bürgerlichen Gleichstellung eingebunden. Der entscheidend durch die Entwicklung eines modernen bürgerlichen Staatswesens gekennzeichnete soziale Wandel der deutsch-jüdischen Kultur stellte die jüdischen Ideologen seit dem Beginn der Emanzipationsdebatte vor die Frage, in welcher Weise die gewünschten Neuerungen von innen heraus legitimiert und gesteuert werden könnten. Auch wenn die Veränderung der Lebensumstände für die große Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung keineswegs schlagartig eintrat, so führten schon die Kriegswirren und Mißernten zu Beginn des Jahrhunderts, die Gewährung bürgerlicher Rechte und deren Zurücknahme, sowie die reale Bedrohung durch die Pogromwellen zu einer generellen Verunsicherung, wie diese Veränderungen in die geschichtliche Wahrnehmung einzugliedern seien. Ein weiterer Faktor war sicherlich auch der zähe Kampf um die gerade auf lokaler Ebene und im Berufsleben oft nur widerwillig gewährte Gleichbehandlung. Allem voraus war es jedoch der sich

Journal

Aschkenas - Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden – de Gruyter

Published: Jan 1, 1999

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