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Gesang als höfische Rollen-Vernunft

Gesang als höfische Rollen-Vernunft Gesang als höfische Rollen-Vernunft Kastraten in der opera seria von Michael Walter 1. Erklärungsbedürftigkeit des Auftretens von Kastraten Die das heutige Repertoire prägenden Opern des 19. Jahrhunderts (vornehmlich dessen zweiter Hälfte) lassen hinsichtlich der geschlechtsmäßigen Zuordnung von Darstellern in der Regel keinen Zweifel: Männer sind Männer, Frauen sind Frauen. In beiden Fällen besteht keine Diskrepanz zwischen dargestelltem und biologischem Geschlecht der Darsteller. In beiden Fällen läßt sich zudem feststellen, ,,that body is figured as voice". 1 Der Ausdruck von geschlechtsspezifischen Emotionen erfolgt im wesentlichen über die Gestaltung der Melodie der Singstimme und des begleitenden Orchestersatzes. Beides korreliert natürlich mit dem im Text gezeichneten Bild von Männern und Frauen. (Die Hosenrolle, in denen ein sehr junger, meist pubertierender Mann von Frauen dargestellt wird, ist einerseits die Ausnahme von der Regel, bestätigt sie aber dadurch, daß hier die Tatsache, daß die Schwelle zum ,Mann-sein' noch nicht überschritten wurde, gerade durch den Widerspruch zwischen biologischem Geschlecht der Darstellerin und dargestelltem Geschlecht vermittelt wird.) Ralph Locke hat allerdings zu Recht darauf hingewiesen, daß die Konstruktion eines reinen Geschlechtergegensatzes in der Oper des 19. Jahrhunderts einseitig wäre, denn die Darstellung von typisch .weiblichen' Eigenschaften (sowohl im Hinblick auf den Text wie im Hinblick http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Gesang als höfische Rollen-Vernunft

Historische Anthropologie , Volume 8 (2) – Dec 1, 2000

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2000 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.2000.8.2.208
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Abstract

Gesang als höfische Rollen-Vernunft Kastraten in der opera seria von Michael Walter 1. Erklärungsbedürftigkeit des Auftretens von Kastraten Die das heutige Repertoire prägenden Opern des 19. Jahrhunderts (vornehmlich dessen zweiter Hälfte) lassen hinsichtlich der geschlechtsmäßigen Zuordnung von Darstellern in der Regel keinen Zweifel: Männer sind Männer, Frauen sind Frauen. In beiden Fällen besteht keine Diskrepanz zwischen dargestelltem und biologischem Geschlecht der Darsteller. In beiden Fällen läßt sich zudem feststellen, ,,that body is figured as voice". 1 Der Ausdruck von geschlechtsspezifischen Emotionen erfolgt im wesentlichen über die Gestaltung der Melodie der Singstimme und des begleitenden Orchestersatzes. Beides korreliert natürlich mit dem im Text gezeichneten Bild von Männern und Frauen. (Die Hosenrolle, in denen ein sehr junger, meist pubertierender Mann von Frauen dargestellt wird, ist einerseits die Ausnahme von der Regel, bestätigt sie aber dadurch, daß hier die Tatsache, daß die Schwelle zum ,Mann-sein' noch nicht überschritten wurde, gerade durch den Widerspruch zwischen biologischem Geschlecht der Darstellerin und dargestelltem Geschlecht vermittelt wird.) Ralph Locke hat allerdings zu Recht darauf hingewiesen, daß die Konstruktion eines reinen Geschlechtergegensatzes in der Oper des 19. Jahrhunderts einseitig wäre, denn die Darstellung von typisch .weiblichen' Eigenschaften (sowohl im Hinblick auf den Text wie im Hinblick

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 2000

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