Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Fastnachtsküchlein

Fastnachtsküchlein Fastnachtsküchlein Zur Geschichte und Metaphorik eines sozialen Gebäcks von Norbert Schindler ,,Ho Narro! Hond dr Mueter d'Kiechle gschtohle." (Konstanzer Fastnachtsvers) 1 Ein Dresdner Literaturwissenschaftler, dem ich vor einiger Zeit für einen von ihm organisierten Volkskultur-Kongreß einen Vortrag über die Geschichte der Fastnachtsküchlein vorschlug, nannte das, unverkennbar freundlich-distanziert, ,,ein apartes Thema". Seine professionelle Skepsis in allen Ehren, aber der Mann irrt. Ich hatte nicht die Absicht, mit postmodernem Chic über eine Nebensächlichkeit zu referieren, die man sich genauso gut schenken könnte. Worauf es mir in diesem Moment ankam, war die Bereitschaft, eingeschliffene Bedeutungshierarchien, verinnerlichte wissenschaftliche Wertvorstellungen von dem, was bedeutsam und was peripher ist, in Frage zu stellen. Dies und nichts anderes impliziert die Rede von der frühneuzeitlichen Volkskultur. Wir müssen uns allmählich daran gewöhnen, daß unser modernes Bewußtsein auf diesem historischen Feld nur sehr unzureichend trägt und daß auf ihm noch viele Überraschungen lauern, denen mit szientistischer Routine und wiedererwachter bildungsbürgerlicher Chuzpe kaum beizukommen ist. Die Küchlein, die sich im Laufe der Neuzeit im süddeutschen Raum von einer fastnächtlichen Bewirtungsspezialität 2 zur .kleinen Münze' des festlichen Verkehrs entwickelten 3 , sind eine solche historisch-anthropologische Überraschung. Sie ge- 1 Hans-Günther Bäurer, Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz'. Heischebräuche und http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/fastnachtsk-chlein-YIYqO4o7e4

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2000 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.2000.8.1.28
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

Fastnachtsküchlein Zur Geschichte und Metaphorik eines sozialen Gebäcks von Norbert Schindler ,,Ho Narro! Hond dr Mueter d'Kiechle gschtohle." (Konstanzer Fastnachtsvers) 1 Ein Dresdner Literaturwissenschaftler, dem ich vor einiger Zeit für einen von ihm organisierten Volkskultur-Kongreß einen Vortrag über die Geschichte der Fastnachtsküchlein vorschlug, nannte das, unverkennbar freundlich-distanziert, ,,ein apartes Thema". Seine professionelle Skepsis in allen Ehren, aber der Mann irrt. Ich hatte nicht die Absicht, mit postmodernem Chic über eine Nebensächlichkeit zu referieren, die man sich genauso gut schenken könnte. Worauf es mir in diesem Moment ankam, war die Bereitschaft, eingeschliffene Bedeutungshierarchien, verinnerlichte wissenschaftliche Wertvorstellungen von dem, was bedeutsam und was peripher ist, in Frage zu stellen. Dies und nichts anderes impliziert die Rede von der frühneuzeitlichen Volkskultur. Wir müssen uns allmählich daran gewöhnen, daß unser modernes Bewußtsein auf diesem historischen Feld nur sehr unzureichend trägt und daß auf ihm noch viele Überraschungen lauern, denen mit szientistischer Routine und wiedererwachter bildungsbürgerlicher Chuzpe kaum beizukommen ist. Die Küchlein, die sich im Laufe der Neuzeit im süddeutschen Raum von einer fastnächtlichen Bewirtungsspezialität 2 zur .kleinen Münze' des festlichen Verkehrs entwickelten 3 , sind eine solche historisch-anthropologische Überraschung. Sie ge- 1 Hans-Günther Bäurer, Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz'. Heischebräuche und

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 2000

There are no references for this article.