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Ästhetische Erfahrung als Gegenstand historischer Kulturforschung1 von Kaspar Maase Pfingsten 1902 hielt Heinrich Wolgast, Volksschulrektor und engagierter Vorkämpfer ästhetischer Erziehung, auf der Deutschen Lehrerversammlung einen Vortrag über die Bedeutung der Kunst in der Schule. Für Pädagogen, so kritisierte er, existiere die Kategorie des Genusses nicht. Bisher solle der Unterricht einzig auf das Arbeitsleben vorbereiten. Wolgast fragte: ,,Aber begnügt sich der arbeitende Mensch damit? Gehen Sie in die Tanzlokale und Musikhallen, in die Theater und Museen, sehen Sie sich die Wohnung und die Kleidung selbst der Armen an, und Sie werden finden, daß sich überall ein unwiderstehlicher Drang nach Freude kundgibt. Gehen wir dieser Freude auf den Grund, so finden wir, oft zu unserem Entsetzen, die Freude an der Kunst. Aber in welcher Zerrgestalt! Der geschmacklose Flitter der Kleidung, der traurige Oeldruck an der Zimmerwand, die Musik des Bierkonzerts und Tingeltangels, das Schauerdrama und der Schauerroman - das alles empfindet die übergroße Mehrheit des deutschen Volkes als Kunst! Was uns Ekel bereitet, wird als Lust empfunden. Dieser Unterschied im Empfinden teilt unser Volk in zwei Nationen, die sich nie verstehen werden." 2 Wie nur wenige Zeitgenossen, überwand Wolgast hier den Ethnozentrismus der Gebildeten. Was .Menschen von Geschmack' als Schund,
Historische Anthropologie – de Gruyter
Published: Dec 1, 2000
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