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Editorial

Editorial in Medien und politischen Diskursen der gegenwart ist ,,leiden" ein fraglos gegebener gegenstand. Zwar stehen Möglichkeiten und grenzen der Darstellung von leiden immer wieder zur Debatte, und das reden über leiden wirft unweigerlich die Frage angemessenen Handelns auf, das früher oder später zum gegenstand kritischer Analysen wird.1 Doch eignet dem sachverhalt des leidens eine selbstverständlichkeit, die uns sein alltägliches wie außeralltägliches erscheinen in unmittelbarem erkennen quittieren lässt. es ist mithin genau diese unmittelbarkeit, welche die Anerkennung von leiden als solches auszeichnet und gleichzeitig Debatten über deren Form und Bedeutung aufwirft: gerade insofern als leiden dort wahrgenommen wird, wo es als unbedingt erscheint, das heißt: nicht hinterfragt, sondern nur anerkannt oder negiert werden kann, stellen sich die Fragen der repräsentation, der geltung und Behandlung von leiden. Mit anderen Worten: Die selbstverständlichkeit von leiden ist hoch voraussetzungsreich ­ und darum unentrinnbar historisch.2 Macht eine Historisierung von leiden diese selbstverständlichkeit zu ihrem gegenstand statt sie ungefragt vorauszusetzen, so darf sie sich umgekehrt nicht darin erschöpfen, leiden in kulturellen Formungen psychophysiologischer substrate aufgehen zu lassen und leidende subjekte als auswechselbares personal einer gefühlskultur zu behandeln. in engpässe gerät die Beschäftigung mit leiden in beiden Fällen: Wenn sie ihren gegenstand vollständig in eine http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2015 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha-2015-0102
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Abstract

in Medien und politischen Diskursen der gegenwart ist ,,leiden" ein fraglos gegebener gegenstand. Zwar stehen Möglichkeiten und grenzen der Darstellung von leiden immer wieder zur Debatte, und das reden über leiden wirft unweigerlich die Frage angemessenen Handelns auf, das früher oder später zum gegenstand kritischer Analysen wird.1 Doch eignet dem sachverhalt des leidens eine selbstverständlichkeit, die uns sein alltägliches wie außeralltägliches erscheinen in unmittelbarem erkennen quittieren lässt. es ist mithin genau diese unmittelbarkeit, welche die Anerkennung von leiden als solches auszeichnet und gleichzeitig Debatten über deren Form und Bedeutung aufwirft: gerade insofern als leiden dort wahrgenommen wird, wo es als unbedingt erscheint, das heißt: nicht hinterfragt, sondern nur anerkannt oder negiert werden kann, stellen sich die Fragen der repräsentation, der geltung und Behandlung von leiden. Mit anderen Worten: Die selbstverständlichkeit von leiden ist hoch voraussetzungsreich ­ und darum unentrinnbar historisch.2 Macht eine Historisierung von leiden diese selbstverständlichkeit zu ihrem gegenstand statt sie ungefragt vorauszusetzen, so darf sie sich umgekehrt nicht darin erschöpfen, leiden in kulturellen Formungen psychophysiologischer substrate aufgehen zu lassen und leidende subjekte als auswechselbares personal einer gefühlskultur zu behandeln. in engpässe gerät die Beschäftigung mit leiden in beiden Fällen: Wenn sie ihren gegenstand vollständig in eine

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Apr 1, 2015

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