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Die Ramingsteiner Bettlerhochzeit von 1688/89

Die Ramingsteiner Bettlerhochzeit von 1688/89 Aufsätze Armut, Sexualität und Hexenpolitik in einem Salzburger Bergwerksort des 17. Jahrhunderts* von Norbert Schindler ,, Wan ains khain Gelt nil hat, muß ains entrathen. " Margarethe Trattnerin Es muß im Winter, vielleicht sogar im Fasching 1687/88 gewesen sein, als im Salzburger Bergwerksort Ramingstein eine Gruppe von Jugendlichen und dörflichen Außenseitern eine Scherzhochzeit abzuhalten beschloß 1 . Der Vater der 20jährigen Maria Trattnerin war verreist, und so war die Gelegenheit günstig, im Haus der Bergknappentochter das Fest stattfinden zu lassen. Selbstverständlich gebührte der Gastgeberin die Hauptrolle der Braut. Die ,,Praunmaidl", die wie die meisten ihrer Gäste vom Betteln ihren kärglichen Lebensunterhalt bestritt, wurde in einer den offiziellen Verheiratungsriten bis ins Detail nachempfundenen feierlichen Zeremonie, begleitet von einem üppigen Festmahl, Tanz und Geigenklängen, dem in bäuerlichen Diensten stehenden Joachim Grädenegger angetraut. Er war ein verarmtes, ins Bettlermilieu abgerutschtes Bergmannskind wie sie - gleich und gleich gesellt sich eben gern, und er war drei bis vier Jahre jünger als sie - Scherzheiraten spielten gerne mit solchen in der patriarchalen Kultur als grotesk empfundenen Diskrepanzen, damit die Teilnehmer etwas zum Lachen haben. Aber das Lachen über die offiziellen Riten sollte ihnen im Halse steckenbleiben. Zwei Jahre später war von ihnen - http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Die Ramingsteiner Bettlerhochzeit von 1688/89

Historische Anthropologie , Volume 2 (2) – Dec 1, 1994

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 1994 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.1994.2.2.165
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Abstract

Aufsätze Armut, Sexualität und Hexenpolitik in einem Salzburger Bergwerksort des 17. Jahrhunderts* von Norbert Schindler ,, Wan ains khain Gelt nil hat, muß ains entrathen. " Margarethe Trattnerin Es muß im Winter, vielleicht sogar im Fasching 1687/88 gewesen sein, als im Salzburger Bergwerksort Ramingstein eine Gruppe von Jugendlichen und dörflichen Außenseitern eine Scherzhochzeit abzuhalten beschloß 1 . Der Vater der 20jährigen Maria Trattnerin war verreist, und so war die Gelegenheit günstig, im Haus der Bergknappentochter das Fest stattfinden zu lassen. Selbstverständlich gebührte der Gastgeberin die Hauptrolle der Braut. Die ,,Praunmaidl", die wie die meisten ihrer Gäste vom Betteln ihren kärglichen Lebensunterhalt bestritt, wurde in einer den offiziellen Verheiratungsriten bis ins Detail nachempfundenen feierlichen Zeremonie, begleitet von einem üppigen Festmahl, Tanz und Geigenklängen, dem in bäuerlichen Diensten stehenden Joachim Grädenegger angetraut. Er war ein verarmtes, ins Bettlermilieu abgerutschtes Bergmannskind wie sie - gleich und gleich gesellt sich eben gern, und er war drei bis vier Jahre jünger als sie - Scherzheiraten spielten gerne mit solchen in der patriarchalen Kultur als grotesk empfundenen Diskrepanzen, damit die Teilnehmer etwas zum Lachen haben. Aber das Lachen über die offiziellen Riten sollte ihnen im Halse steckenbleiben. Zwei Jahre später war von ihnen -

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 1994

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