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Die Nominationsmuster im Deutschen aus sprachhistorischer Sicht

Die Nominationsmuster im Deutschen aus sprachhistorischer Sicht 1Einführung: Arbitrarität und Motiviertheit des SprachzeichensSeit de Saussure (1916/1967: 76–78) gilt die Arbitrarität des Sprachzeichens als eines seiner essentiellen Merkmale. Freilich geht diese Idee bereits auf den im antiken Griechenland geführten Streit über das Wesen der menschlichen Sprache zurück, der in Platons Kratylos-Dialog (vgl. Platon 1933) ausführlich dargestellt wird. Die weitere Entwicklung der Vorstellungen über die Natur der Sprache wurde im europäischen Semiotik-Diskurs Jahrhunderte lang gerade durch die Diskussion geprägt, wie sie bei Platon in der Kratylos-Hermogenes-„Debatte“ präsentiert wird. Mit der Etablierung der Sprachwissenschaft an der Schwelle des 19. Jh. wurde diese Fragestellung zunächst in den Hintergrund gestellt, aber seit der Entstehung der strukturalistischen Richtung wieder belebt, und zwar aus der Sicht der Relation zwischen Zeichenform und Zeichenbedeutung. De Saussure löst das Problem zwischen Motiviertheit und Arbitrarität im Rahmen seiner anderen, übergeordneten Dichotomie auf, nämlich der zwischen Synchronie und Diachronie, und stellt fest, das Sprachzeichen sei aus synchroner Sicht arbiträr – und zwar absolut arbiträr (falls es aus synchroner Perspektive keine interne Transparenz aufweist) bzw. relativ arbiträr (falls es dank seiner Wortbildungsstruktur semantisch transparent ist), also z. B. Tisch, schreiben vs. Schreibtisch. Ungelöst bleibt dabei die genealogische und somit auch weitgehend die ontologische Frage, die wiederum das alte Kratylos-Hermogenes-Dilemma http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte de Gruyter

Die Nominationsmuster im Deutschen aus sprachhistorischer Sicht

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
ISSN
1869-7046
eISSN
1869-7046
DOI
10.1515/jbgsg-2017-0007
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Abstract

1Einführung: Arbitrarität und Motiviertheit des SprachzeichensSeit de Saussure (1916/1967: 76–78) gilt die Arbitrarität des Sprachzeichens als eines seiner essentiellen Merkmale. Freilich geht diese Idee bereits auf den im antiken Griechenland geführten Streit über das Wesen der menschlichen Sprache zurück, der in Platons Kratylos-Dialog (vgl. Platon 1933) ausführlich dargestellt wird. Die weitere Entwicklung der Vorstellungen über die Natur der Sprache wurde im europäischen Semiotik-Diskurs Jahrhunderte lang gerade durch die Diskussion geprägt, wie sie bei Platon in der Kratylos-Hermogenes-„Debatte“ präsentiert wird. Mit der Etablierung der Sprachwissenschaft an der Schwelle des 19. Jh. wurde diese Fragestellung zunächst in den Hintergrund gestellt, aber seit der Entstehung der strukturalistischen Richtung wieder belebt, und zwar aus der Sicht der Relation zwischen Zeichenform und Zeichenbedeutung. De Saussure löst das Problem zwischen Motiviertheit und Arbitrarität im Rahmen seiner anderen, übergeordneten Dichotomie auf, nämlich der zwischen Synchronie und Diachronie, und stellt fest, das Sprachzeichen sei aus synchroner Sicht arbiträr – und zwar absolut arbiträr (falls es aus synchroner Perspektive keine interne Transparenz aufweist) bzw. relativ arbiträr (falls es dank seiner Wortbildungsstruktur semantisch transparent ist), also z. B. Tisch, schreiben vs. Schreibtisch. Ungelöst bleibt dabei die genealogische und somit auch weitgehend die ontologische Frage, die wiederum das alte Kratylos-Hermogenes-Dilemma

Journal

Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichtede Gruyter

Published: Aug 18, 2017

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