Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Die Leibhaftigkeit in der ethnologischen Feldforschung

Die Leibhaftigkeit in der ethnologischen Feldforschung Forum von Judith Schlehe Einleitung Nachdem die abendländische Historie als Prozeß des Zurückdrängens des Körpers erklärt wurde, und man sich vermehrt seit den 70er Jahren um die Rekonstruktion der Geschichte des menschlichen Körpers bemühte, 1 entstand auch neues Interesse an ethnologischem Wissen über ,,andere" - womöglich als ,,natürlicher" oder ,,authentischer" vorgestellte - Körperlichkeit. Tatsächlich läßt sich aus der ethnologischen Literatur viel lernen über alltägliche und mehr noch über rituelle Umgangsweisen mit dem Körper in fremden Kulturen. Freilich handelt es sich dabei um Körperpraktiken und -modelle, welche keineswegs ,,natürlich" sind, sondern von historisch konkreten Gesellschaften konstituiert und von spezifischen Forscherpersonen erfaßt wurden. Geburt, Initiation, die Behandlung von Toten und alles was dazwischen liegt, der Habitus und die ,,Techniken des Körpers" (Techniken des Schlafs, der Ruhe, der Bewegung, der Atmung) 2 sowie Bekleidung, Schmuck, physischer Einsatz bei der Ar- beit, Essen, Gebärdensprache, Sexualität, Krankheitssyndrome und Heilverfahren usw. sind in ihren kulturellen Variationen gut dokumentiert und analysiert. Solche Analysen beziehen sich jedoch im allgemeinen ausschließlich auf die Symbolgehalte von körperlichen Praktiken. Auf Dürkheim, Mauss und Hertz basierend heißt es bei Mary Douglas explizit, der menschliche Körper sei als Symbol für die Gesellschaft bzw. als deren Abbild zu betrachten. Er gilt Douglas http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Anthropologie de Gruyter

Die Leibhaftigkeit in der ethnologischen Feldforschung

Historische Anthropologie , Volume 4 (3) – Dec 1, 1996

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/die-leibhaftigkeit-in-der-ethnologischen-feldforschung-duvnaZ1XUt

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 1996 by the
ISSN
0942-8704
eISSN
2194-4032
DOI
10.7788/ha.1996.4.3.451
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

Forum von Judith Schlehe Einleitung Nachdem die abendländische Historie als Prozeß des Zurückdrängens des Körpers erklärt wurde, und man sich vermehrt seit den 70er Jahren um die Rekonstruktion der Geschichte des menschlichen Körpers bemühte, 1 entstand auch neues Interesse an ethnologischem Wissen über ,,andere" - womöglich als ,,natürlicher" oder ,,authentischer" vorgestellte - Körperlichkeit. Tatsächlich läßt sich aus der ethnologischen Literatur viel lernen über alltägliche und mehr noch über rituelle Umgangsweisen mit dem Körper in fremden Kulturen. Freilich handelt es sich dabei um Körperpraktiken und -modelle, welche keineswegs ,,natürlich" sind, sondern von historisch konkreten Gesellschaften konstituiert und von spezifischen Forscherpersonen erfaßt wurden. Geburt, Initiation, die Behandlung von Toten und alles was dazwischen liegt, der Habitus und die ,,Techniken des Körpers" (Techniken des Schlafs, der Ruhe, der Bewegung, der Atmung) 2 sowie Bekleidung, Schmuck, physischer Einsatz bei der Ar- beit, Essen, Gebärdensprache, Sexualität, Krankheitssyndrome und Heilverfahren usw. sind in ihren kulturellen Variationen gut dokumentiert und analysiert. Solche Analysen beziehen sich jedoch im allgemeinen ausschließlich auf die Symbolgehalte von körperlichen Praktiken. Auf Dürkheim, Mauss und Hertz basierend heißt es bei Mary Douglas explizit, der menschliche Körper sei als Symbol für die Gesellschaft bzw. als deren Abbild zu betrachten. Er gilt Douglas

Journal

Historische Anthropologiede Gruyter

Published: Dec 1, 1996

There are no references for this article.