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Die ,ewige Sanduhr‘ als Taktgeber des Schreibens

Die ,ewige Sanduhr‘ als Taktgeber des Schreibens Friederike ReentsDie ,ewige Sanduhr‘ als Taktgeberdes SchreibensDreh- und Angelpunkt folgender Überlegungen ist Friedrich Nietzsches Lehre von derEwigen Wiederkunft, genauer, sein Satz aus der Fröhlichen Wissenschaft: „Die ewigeSanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht“ (FW, KSA 3, 570). Meine Theseist, dass es bei dieser Denkfigur jenseits der Tradition der Symbolik von Vergänglichkeit und Tod um die Lese-, Gedanken- und Schreibarbeit, mithin um die philologischeTätigkeit geht, die sich Wort für Wort vollzieht, die aber im Sinne zyklischer Arbeit amText auch immer wieder neu begonnen werden muss. Der Deutung dieses Satzes indessen Werkkontext vorangestellt werden geistesgeschichtliche Überlegungen zumtatsächlichen und metaphorischen Gebrauch der Sanduhr, die dem weiteren Gedankengang der Interpretation als Fundament dienen.1Die Sanduhr, auch Stundenglas genannt, gibt es als Zeitmessgerät etwa seit demfrühen 14. Jahrhundert, ihr genauer Ursprung ist unbekannt. In ihrer Funktionsweise ähnelt sie jener der Wasseruhr, bei der die Zeit buchstäblich verrinnt, verfließtoder abläuft; bei der Sanduhr verrieselt sie, verstreicht oder läuft ab. Fasziniert vondem Phänomen, schrieb Mitte des 20. Jahrhunderts Ernst Jünger, selbst Sammlervon Sanduhren, in seiner Monographie Das Sanduhrbuch, das Verrieseln veranschauliche „am besten den Begriff einer Zeit, deren Atome sich wie Sandkörnchenverlieren oder auch summieren“.1 Er eröffnet sein Buch mit einem kurzen Kapitel,das den Titel Sanduhr-Stimmungen trägt: „So http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Die ,ewige Sanduhr‘ als Taktgeber des Schreibens

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 10 – Aug 28, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-00021
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Abstract

Friederike ReentsDie ,ewige Sanduhr‘ als Taktgeberdes SchreibensDreh- und Angelpunkt folgender Überlegungen ist Friedrich Nietzsches Lehre von derEwigen Wiederkunft, genauer, sein Satz aus der Fröhlichen Wissenschaft: „Die ewigeSanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht“ (FW, KSA 3, 570). Meine Theseist, dass es bei dieser Denkfigur jenseits der Tradition der Symbolik von Vergänglichkeit und Tod um die Lese-, Gedanken- und Schreibarbeit, mithin um die philologischeTätigkeit geht, die sich Wort für Wort vollzieht, die aber im Sinne zyklischer Arbeit amText auch immer wieder neu begonnen werden muss. Der Deutung dieses Satzes indessen Werkkontext vorangestellt werden geistesgeschichtliche Überlegungen zumtatsächlichen und metaphorischen Gebrauch der Sanduhr, die dem weiteren Gedankengang der Interpretation als Fundament dienen.1Die Sanduhr, auch Stundenglas genannt, gibt es als Zeitmessgerät etwa seit demfrühen 14. Jahrhundert, ihr genauer Ursprung ist unbekannt. In ihrer Funktionsweise ähnelt sie jener der Wasseruhr, bei der die Zeit buchstäblich verrinnt, verfließtoder abläuft; bei der Sanduhr verrieselt sie, verstreicht oder läuft ab. Fasziniert vondem Phänomen, schrieb Mitte des 20. Jahrhunderts Ernst Jünger, selbst Sammlervon Sanduhren, in seiner Monographie Das Sanduhrbuch, das Verrieseln veranschauliche „am besten den Begriff einer Zeit, deren Atome sich wie Sandkörnchenverlieren oder auch summieren“.1 Er eröffnet sein Buch mit einem kurzen Kapitel,das den Titel Sanduhr-Stimmungen trägt: „So

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Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

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