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Zusammenfassung Die kulturhistorische Erforschung der Grenzregime, die in der Frühen Neuzeit die natürliche Grenze zwischen Mensch und Tier festlegten, und die Instabilität und Brüchigkeit dieser Grenze haben in letzter Zeit im Kontext der human-animal-history besondere Aufmerksamkeit erlangt. Dressur- und Manegepferde, deren Züchtung, Haltung und Vorführung im Mittelpunkt der Quellenmaterialien stehen, die für die vorliegende Studie ausgewertet wurden, passen eher schlecht zum Bild vom wilden und vernunftlosen Tier, aus dem sich traditionell ein menschlicher Herrschaftsauftrag ableiten ließ. Der vorliegende Beitrag greift diesen Gegenstand auf und beleuchtet ihn anhand der horsemanship-Traktatistik sowie des Pferdediskurses, der im England des 17. Jahrhundert geführt wurde. Mit den Fallbeispielen des Stuart-Hofes und der Cavendish-Familie wird allerdings versucht, darüber hinausgehend die wissenschaftliche Relevanz und das heuristische Potential der horsemanship für verschiedene Forschungszweige der Geschichtswissenschaften zu veranschaulichen. Die Thematik liefert u. a. neue Einblicke in die Erforschung des historischen Wandels von Naturkonzeptionen und dessen Auswirkungen auf politische Ordnungsentwürfe oder aber in die semantische und symbolische Kommunikation adeligen Selbstverständnisses, aber auch des Selbstverständnisses nichtadeliger Ständegruppen. Das Pferd eignet sich besonders gut zur semiotischen Repräsentation von Standeszugehörigkeit sowie als Legitimationsressource, die die abgehobene Stellung des adeligen Standes ebenso wie seine politische Bedeutung rechtfertigt. Über das Pferd und die horsemanship wurden im 17. Jahrhundert deshalb ständegesellschaftliche Konflikte ausgetragen, an denen sich aufzeigen lässt, dass Tiere und die Interaktion zwischen Tier und Mensch in der Frühen Neuzeit eine eminent politische Bedeutung besaßen.
Historische Zeitschrift – de Gruyter
Published: Apr 26, 2015
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