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Der Nationalismus der Linken und der Nationalismus der Rechten in Frankreich

Der Nationalismus der Linken und der Nationalismus der Rechten in Frankreich (1871--1914) VON *) I M französischen politischen Wortschatz hat man den Terminus ,,Nationalismus" zur Bezeichnung von völlig verschiedenen Bestrebungen verwendet. Der ,,Grand dictionnaire universel" von Pierre Larousse aus dem Jahr 1874 legt ihm zwei Bedeutungen bei: die eine bindet den Nationalismus eng an die Nationalitäten-Bewegungen des 19. Jahrhunderts; in der anderen Bedeutung ist ,,Nationalismus" ein Synonym für Chauvinismus, d. h. ,,eine blinde und ausschließliche Bevorzugung alles dessen, was die Nation berührt, der man angehört". Unter dem Einfluß von Schriftstellern wie Barrls bezeichnet Nationalismus in der zeitgenössischen Umgangssprache ein Gedankengebäude, das der Verteidigung der ,,nationalen" Werte gegen Pazifismus und Internationalismus zugleich die Grundlage und den Vorrang gibt. Dieser Nationalismus wird mit einer sehr bestimmten politischen Haltung verbunden, die, zumeist konservativ, immer antiliberal und antiparlamentarisch ist1). Das Wort ,,Nationalismus" wurde aber fast das ganze 19. Jahrhundert hindurch im wesentlichen von den Männern der Linken beschworen und zwar als Protest gegen die Wiener Kongreßakte von 1815. Für diejenigen, die sich wie Armand Carrel im Zeitalter der Restauration oder der Juli-Monarchie ,,national" nannten, sind die nationalen Bestrebungen untrennbar mit ihrer liberalen Zielsetzung verbunden, d. h. mit einer gewissen Treue zum ideologischen und gefühlsbedingten Erbe der französischen Revolution. Diese Bestrebungen umfassen zugleich den http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Historische Zeitschrift de Gruyter

Der Nationalismus der Linken und der Nationalismus der Rechten in Frankreich

Historische Zeitschrift , Volume 210 (1) – Dec 1, 1970

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 1970 by the
ISSN
0018-2613
eISSN
2196-680X
DOI
10.1524/hzhz.1970.210.jg.1
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Abstract

(1871--1914) VON *) I M französischen politischen Wortschatz hat man den Terminus ,,Nationalismus" zur Bezeichnung von völlig verschiedenen Bestrebungen verwendet. Der ,,Grand dictionnaire universel" von Pierre Larousse aus dem Jahr 1874 legt ihm zwei Bedeutungen bei: die eine bindet den Nationalismus eng an die Nationalitäten-Bewegungen des 19. Jahrhunderts; in der anderen Bedeutung ist ,,Nationalismus" ein Synonym für Chauvinismus, d. h. ,,eine blinde und ausschließliche Bevorzugung alles dessen, was die Nation berührt, der man angehört". Unter dem Einfluß von Schriftstellern wie Barrls bezeichnet Nationalismus in der zeitgenössischen Umgangssprache ein Gedankengebäude, das der Verteidigung der ,,nationalen" Werte gegen Pazifismus und Internationalismus zugleich die Grundlage und den Vorrang gibt. Dieser Nationalismus wird mit einer sehr bestimmten politischen Haltung verbunden, die, zumeist konservativ, immer antiliberal und antiparlamentarisch ist1). Das Wort ,,Nationalismus" wurde aber fast das ganze 19. Jahrhundert hindurch im wesentlichen von den Männern der Linken beschworen und zwar als Protest gegen die Wiener Kongreßakte von 1815. Für diejenigen, die sich wie Armand Carrel im Zeitalter der Restauration oder der Juli-Monarchie ,,national" nannten, sind die nationalen Bestrebungen untrennbar mit ihrer liberalen Zielsetzung verbunden, d. h. mit einer gewissen Treue zum ideologischen und gefühlsbedingten Erbe der französischen Revolution. Diese Bestrebungen umfassen zugleich den

Journal

Historische Zeitschriftde Gruyter

Published: Dec 1, 1970

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