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Der ‚hässliche‘ Apollo im Belvedere und die ‚niaiserie Allemande‘. Nietzsches Angriff auf Winckelmanns Lieblingsgott

Der ‚hässliche‘ Apollo im Belvedere und die ‚niaiserie Allemande‘. Nietzsches Angriff auf... Renate ReschkeDer ‚hässliche‘ Apollo im Belvedereund die ‚niaiserie Allemande‘Nietzsches Angriff auf Winckelmanns LieblingsgottEs bleibt nichts mehr zu thun übrig, als die magische WirkungWinckelmanns durch Gegengift, durch eine gleichmagischeKraft zu brechen.(Anselm Feuerbach, Der Vaticanische Apollo)1 Wider die ‚Classicisten‘, Philister und dieunerträgliche ‚niaiserie Allemande‘Im Aphorismus 161 der Morgenröte führt Friedrich Nietzsche seine wohl bekannteste und zugleich schärfste Attacke gegen die Zunft der Altphilologen als die nochimmer anciens Gebliebenen, zu einer Zeit, in der die große Querelle des anciens etdes modernes in europäischer Dimension längst entweder zu den Akten gelegt oderfür die Moderne entschieden schien. Indem er ihr Beharren auf einem klassizistischen Schönheitsideal, das seine Konturen vor allem durch und in der Nachfolgevon Johann Joachim Winckelmann erhalten hat, als nachhaltiges, lähmendes Fehlurteil für historisch obsolet erklärt, bringt er nicht nur deren Anspruch auf das Rechtnormenprägender Ästhetikvorstellungen ins Wanken, widerspricht er nicht nur demAlleinstellungsmerkmal antiker Kunst als Ausdrucks- und Formenträger ewig gültiger Schönheitsbilder, sondern formuliert er in und mit seiner Kritik zugleich und vorallem eine eigenwillige Kritik und Verteidigung Winckelmanns und seiner Apotheosedes großen Zeussohnes Apollo und seiner sprachbildnerischen Beschreibung der fürdie Rezeptionsgeschichte bedeutungsvollsten Statue des Gottes im vatikanischen Belvedere gleichermaßen. Im Verbund dieser Aspekte liegt die Bedeutung des Aphorismus: „Schönheit gemäss dem http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Der ‚hässliche‘ Apollo im Belvedere und die ‚niaiserie Allemande‘. Nietzsches Angriff auf Winckelmanns Lieblingsgott

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 24 – Aug 28, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-0006
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Abstract

Renate ReschkeDer ‚hässliche‘ Apollo im Belvedereund die ‚niaiserie Allemande‘Nietzsches Angriff auf Winckelmanns LieblingsgottEs bleibt nichts mehr zu thun übrig, als die magische WirkungWinckelmanns durch Gegengift, durch eine gleichmagischeKraft zu brechen.(Anselm Feuerbach, Der Vaticanische Apollo)1 Wider die ‚Classicisten‘, Philister und dieunerträgliche ‚niaiserie Allemande‘Im Aphorismus 161 der Morgenröte führt Friedrich Nietzsche seine wohl bekannteste und zugleich schärfste Attacke gegen die Zunft der Altphilologen als die nochimmer anciens Gebliebenen, zu einer Zeit, in der die große Querelle des anciens etdes modernes in europäischer Dimension längst entweder zu den Akten gelegt oderfür die Moderne entschieden schien. Indem er ihr Beharren auf einem klassizistischen Schönheitsideal, das seine Konturen vor allem durch und in der Nachfolgevon Johann Joachim Winckelmann erhalten hat, als nachhaltiges, lähmendes Fehlurteil für historisch obsolet erklärt, bringt er nicht nur deren Anspruch auf das Rechtnormenprägender Ästhetikvorstellungen ins Wanken, widerspricht er nicht nur demAlleinstellungsmerkmal antiker Kunst als Ausdrucks- und Formenträger ewig gültiger Schönheitsbilder, sondern formuliert er in und mit seiner Kritik zugleich und vorallem eine eigenwillige Kritik und Verteidigung Winckelmanns und seiner Apotheosedes großen Zeussohnes Apollo und seiner sprachbildnerischen Beschreibung der fürdie Rezeptionsgeschichte bedeutungsvollsten Statue des Gottes im vatikanischen Belvedere gleichermaßen. Im Verbund dieser Aspekte liegt die Bedeutung des Aphorismus: „Schönheit gemäss dem

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

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