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De transitu

De transitu Ludger Lütkehaus Vom Gehen und vom Über-Gang Ein ambulatorischer Essay, realisiert, redigiert, reproduziert und amplifiziert Wenn Philosophen sich ihr Leben erzählen, als ob sie dabei gewesen wären, wie Fried- rich Nietzsche es zu Beginn von Ecce homo in der Form einer ‚inszenierten Erzählung‘ versucht, dann scheint er gleich mehrfach gegen die ungeschriebenen Regeln seiner Zunft zu verstoßen. Er wechselt, jedenfalls für die Dauer seiner Niederschrift, vom dis- kursiven, argumentativen Genre zu einer Form, die sich ihre eigenen Gesetze gibt. Er weiß, dass selbst seine Freunde, vormals noch seine Kollegen, das eigentlich nicht bil- ligen. Aber was will, soll er machen. Es hilft ihm auch nichts, dass er die Attitüde eines Selbsterzählers, zu lesen wie einstmals die des ‚Selbsträchers‘, gewählt und, statt im hier angebrachten Dativ sich von sich zu erzählen, sein Leben im Akkusativ als Sujet erwählt hat. Denn Erzählen heißt Erwählen. Und der Erwählte ist der Erzählte, von Friedrich Nietzsche bis zu Thomas Mann, Adressat, Erzähler und Erzählung in einem. Die Kunst der „narrativen Inszenierung“, von der Renate Reschke anlässlich ihrer ‚ultima linea rerum‘ als Herausgeberin der Nietzsche-Forschung spricht, erfreut sich lauter ‚letzter Worte‘, die glücklicherweise bis auf weiteres die vorletzten sind. Auch dazu kann man gratulieren. Ewig, http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2018 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2018-0008
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Abstract

Ludger Lütkehaus Vom Gehen und vom Über-Gang Ein ambulatorischer Essay, realisiert, redigiert, reproduziert und amplifiziert Wenn Philosophen sich ihr Leben erzählen, als ob sie dabei gewesen wären, wie Fried- rich Nietzsche es zu Beginn von Ecce homo in der Form einer ‚inszenierten Erzählung‘ versucht, dann scheint er gleich mehrfach gegen die ungeschriebenen Regeln seiner Zunft zu verstoßen. Er wechselt, jedenfalls für die Dauer seiner Niederschrift, vom dis- kursiven, argumentativen Genre zu einer Form, die sich ihre eigenen Gesetze gibt. Er weiß, dass selbst seine Freunde, vormals noch seine Kollegen, das eigentlich nicht bil- ligen. Aber was will, soll er machen. Es hilft ihm auch nichts, dass er die Attitüde eines Selbsterzählers, zu lesen wie einstmals die des ‚Selbsträchers‘, gewählt und, statt im hier angebrachten Dativ sich von sich zu erzählen, sein Leben im Akkusativ als Sujet erwählt hat. Denn Erzählen heißt Erwählen. Und der Erwählte ist der Erzählte, von Friedrich Nietzsche bis zu Thomas Mann, Adressat, Erzähler und Erzählung in einem. Die Kunst der „narrativen Inszenierung“, von der Renate Reschke anlässlich ihrer ‚ultima linea rerum‘ als Herausgeberin der Nietzsche-Forschung spricht, erfreut sich lauter ‚letzter Worte‘, die glücklicherweise bis auf weiteres die vorletzten sind. Auch dazu kann man gratulieren. Ewig,

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Sep 1, 2018

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