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Das Unklassische des Klassischen. Die Physiologie der Architektur und Nietzsches Über-Kreuz-sein mit Winckelmann

Das Unklassische des Klassischen. Die Physiologie der Architektur und Nietzsches Über-Kreuz-sein... Jörg GleiterDas Unklassische des KlassischenDie Physiologie der Architektur und Nietzsches Über-Kreuz-seinmit Winckelmann„Man muß sich nicht scheuen, die Wahrheit auch zum Nachteile seiner Achtungzu suchen, und einige müssen irren, damit viele richtig gehen“.1 Das ist ein Satz sorichtig im Sinne von Friedrich Nietzsche. Es war aber Johann Joachim Winckelmann,der damit das Resümee seines langen Nachdenkens über die Geschichte der Kunstdes Altertums gezogen hatte. Dennoch, Nietzsche ging es mit Winckelmann wie mitseinen anderen Vorbildern. Er schätzte sie gerade ihrer halben Wahrheiten wegen.Diese waren für Nietzsche Anlass zur Umwertung, wodurch sie erst die dialektischeSpannung erhielten, um zum Modell der Erkenntnis zu werden. So griff Nietzsche dieTheorie vom Aufstieg und Fall der Künste, die Winckelmanns Buch als Leitgedankezugrunde liegt, auf. Umwertend und quasi über das „Kreuz“ (GD, KSA  6, 153), wieNietzsche sein Verhältnis zu Johann Wolfgang von Goethe beschrieb, machte er siezum Modell künstlerischer Erneuerung im Sinne der ewigen Wiederkehr.Dazu bedurfte es eines langen Ablöseprozesses von dem von Winckelmanngeprägten Antikenbild. In Die dionysische Weltanschauung und Die Geburt der Tragödie zeigte Nietzsche, wie der Kunst nicht die „edle Einfalt und stille Größe“2 eineridealen Seele zugrunde lag, wie dies Winckelmann postuliert hatte, sondern die„fieberhaften Regungen“ (GT, KSA 1, 32) und die „roheste Entfesselung der niederenTriebe“ (DW, http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Das Unklassische des Klassischen. Die Physiologie der Architektur und Nietzsches Über-Kreuz-sein mit Winckelmann

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 14 – Aug 28, 2017

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-0015
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Abstract

Jörg GleiterDas Unklassische des KlassischenDie Physiologie der Architektur und Nietzsches Über-Kreuz-seinmit Winckelmann„Man muß sich nicht scheuen, die Wahrheit auch zum Nachteile seiner Achtungzu suchen, und einige müssen irren, damit viele richtig gehen“.1 Das ist ein Satz sorichtig im Sinne von Friedrich Nietzsche. Es war aber Johann Joachim Winckelmann,der damit das Resümee seines langen Nachdenkens über die Geschichte der Kunstdes Altertums gezogen hatte. Dennoch, Nietzsche ging es mit Winckelmann wie mitseinen anderen Vorbildern. Er schätzte sie gerade ihrer halben Wahrheiten wegen.Diese waren für Nietzsche Anlass zur Umwertung, wodurch sie erst die dialektischeSpannung erhielten, um zum Modell der Erkenntnis zu werden. So griff Nietzsche dieTheorie vom Aufstieg und Fall der Künste, die Winckelmanns Buch als Leitgedankezugrunde liegt, auf. Umwertend und quasi über das „Kreuz“ (GD, KSA  6, 153), wieNietzsche sein Verhältnis zu Johann Wolfgang von Goethe beschrieb, machte er siezum Modell künstlerischer Erneuerung im Sinne der ewigen Wiederkehr.Dazu bedurfte es eines langen Ablöseprozesses von dem von Winckelmanngeprägten Antikenbild. In Die dionysische Weltanschauung und Die Geburt der Tragödie zeigte Nietzsche, wie der Kunst nicht die „edle Einfalt und stille Größe“2 eineridealen Seele zugrunde lag, wie dies Winckelmann postuliert hatte, sondern die„fieberhaften Regungen“ (GT, KSA 1, 32) und die „roheste Entfesselung der niederenTriebe“ (DW,

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

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