Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Das Griechentum unter Scheinwerfern. Nietzsche, Benjamin und Hessel als Kritiker von Winckelmanns Klassizismus

Das Griechentum unter Scheinwerfern. Nietzsche, Benjamin und Hessel als Kritiker von Winckelmanns... Knut EbelingDas Griechentum unter ScheinwerfernNietzsche, Benjamin und Hessel als Kritiker von WinckelmannsKlassizismusNicht nur der Klassizismus, auch die Klassizismuskritik hat Tradition. Wir kennensie, vielleicht am besten, von Friedrich Nietzsche.1 Sein Leiden „an den ‚klassischen‘Begriffen“ (NL 8[62], KSA 9, 396), seine Ansicht, dass das „‚Hellenische‘ seit Winckelmann“ auf eine „stärkste Verflachung“ (NL 3[76], KSA 7, 81) hinauslaufe und schließlich die radikale Polemik, die „Winckelmannsche ‚hohe Einfalt‘“ sei eine „niaiserieallemande“ (NL 24[1], KSA  13, 626) inklusive der Überzeugung, den eigentlichen„Zugang zum Alterthum“ NL 34[4], KSA  11, 424) habe er, Nietzsche, freigelegt undnicht Winckelmann, der „von dorther nichts gerochen“ (ebd.) hätte. Aber wir kennendie Klassizismuskritik auch, weit weniger gut, von einigen prominenten Nietzschelesern, die ihre Kritik am klassischen Ideal jedoch getarnt und gewissermaßen ‚aus demSchützengraben‘ äußerten – ein Bild, das weniger metaphorisch ist, als es zunächstden Anschein hat. Denn die Klassizismuskritik und der Bruch mit dem klassischenIdeal, die in direkter Nachfolge Nietzsches in der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen geäußert werden, sind ebenso direkte Effekte des ersten großen Krieges – beiWalter Benjamin und dessen Jugendfreund Ernst Hessel, beide verbürgte Nietzscheleser ebenso wie Kritiker des klassischen Ideals. Bei Benjamin beispielsweise war dieKlassik mitsamt ihrer klassischen Archäologie schon nicht mehr zitierenswert genug,um an irgendeiner Stelle seiner „Urgeschichte des neunzehnten http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Das Griechentum unter Scheinwerfern. Nietzsche, Benjamin und Hessel als Kritiker von Winckelmanns Klassizismus

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 12 – Aug 28, 2017

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/das-griechentum-unter-scheinwerfern-nietzsche-benjamin-und-hessel-als-X0FzUkSlO1

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-0016
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

Knut EbelingDas Griechentum unter ScheinwerfernNietzsche, Benjamin und Hessel als Kritiker von WinckelmannsKlassizismusNicht nur der Klassizismus, auch die Klassizismuskritik hat Tradition. Wir kennensie, vielleicht am besten, von Friedrich Nietzsche.1 Sein Leiden „an den ‚klassischen‘Begriffen“ (NL 8[62], KSA 9, 396), seine Ansicht, dass das „‚Hellenische‘ seit Winckelmann“ auf eine „stärkste Verflachung“ (NL 3[76], KSA 7, 81) hinauslaufe und schließlich die radikale Polemik, die „Winckelmannsche ‚hohe Einfalt‘“ sei eine „niaiserieallemande“ (NL 24[1], KSA  13, 626) inklusive der Überzeugung, den eigentlichen„Zugang zum Alterthum“ NL 34[4], KSA  11, 424) habe er, Nietzsche, freigelegt undnicht Winckelmann, der „von dorther nichts gerochen“ (ebd.) hätte. Aber wir kennendie Klassizismuskritik auch, weit weniger gut, von einigen prominenten Nietzschelesern, die ihre Kritik am klassischen Ideal jedoch getarnt und gewissermaßen ‚aus demSchützengraben‘ äußerten – ein Bild, das weniger metaphorisch ist, als es zunächstden Anschein hat. Denn die Klassizismuskritik und der Bruch mit dem klassischenIdeal, die in direkter Nachfolge Nietzsches in der Epoche zwischen den beiden Weltkriegen geäußert werden, sind ebenso direkte Effekte des ersten großen Krieges – beiWalter Benjamin und dessen Jugendfreund Ernst Hessel, beide verbürgte Nietzscheleser ebenso wie Kritiker des klassischen Ideals. Bei Benjamin beispielsweise war dieKlassik mitsamt ihrer klassischen Archäologie schon nicht mehr zitierenswert genug,um an irgendeiner Stelle seiner „Urgeschichte des neunzehnten

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

There are no references for this article.