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Buchner, Jürgen, Der Strafrechtsordinarius Friedrich Oetker. Ein Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit der Würzburger Universitätsgeschichte (= Würzburger rechtswissenschaftliche Schriften 108)

Buchner, Jürgen, Der Strafrechtsordinarius Friedrich Oetker. Ein Beitrag zur Aufarbeitung der... Diese Würzburger Dissertation zu Friedrich Oetker (1854–1937) ist interessant! Der Autor macht sich die Mühe, konsequent quellenbasiert (bezeichnenderweise mit 100-seitigem Anhang zu Quellen und Literatur) die berufliche Biografie Oetkers, einen sehr erfolgreichen akademischen Werdegang, nachzuzeichnen und auf diesem Hintergrund dessen strafzwecktheoretische und strafrechtsdogmatische Positionen zu entwickeln und in den Kontext der zeitgenössischen Diskussionen zu stellen. So entsteht das Bild des typischen Vertreters einer Generation von Rechtswissenschaftlern, die durch die politische und gesellschaftliche Realität des zweiten Kaiserreichs sozialisiert wurden (bei Reichsgründung stand Oetker im 17. Lebensjahr), die den Ersten Weltkrieg, erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts, erlebten (Oetker meldete sich, obwohl bereits 60-jährig, 1914 als Freiwilliger), die in der Weimarer Republik keine politische Heimat fanden, sondern von rechts opponierten und die schließlich in fortgeschrittenem Alter (bei Hitlers Machtergreifung war Oetker fast 79-jährig) dem nationalsozialistischen Irrsinn folgten. Wenn sich dabei Oetkers Lehrmeinungen mit einer gewissen Folgerichtigkeit entwickelten, so scheinen Verbindungslinien auf, die unter dem Stichwort „Kontinuitäten“ in den jüngeren (straf-)rechtshistorischen Untersuchungen zur NS-Zeit ein zentrales Erörterungsfeld bilden und ein – ertragreiches – Deutungsmuster erzeugen, das durch Buchners Arbeit eine eindrückliche biografische Illustration und Bestätigung erfährt.Wurde die Schaffung des deutschen Nationalstaats hypertroph als Erfüllung des historischen Auftrags der Deutschen begriffen und, entgegen den http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung de Gruyter

Buchner, Jürgen, Der Strafrechtsordinarius Friedrich Oetker. Ein Beitrag zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Zeit der Würzburger Universitätsgeschichte (= Würzburger rechtswissenschaftliche Schriften 108)

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
ISSN
0323-4045
eISSN
2304-4861
DOI
10.1515/zrgg-2022-0023
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Abstract

Diese Würzburger Dissertation zu Friedrich Oetker (1854–1937) ist interessant! Der Autor macht sich die Mühe, konsequent quellenbasiert (bezeichnenderweise mit 100-seitigem Anhang zu Quellen und Literatur) die berufliche Biografie Oetkers, einen sehr erfolgreichen akademischen Werdegang, nachzuzeichnen und auf diesem Hintergrund dessen strafzwecktheoretische und strafrechtsdogmatische Positionen zu entwickeln und in den Kontext der zeitgenössischen Diskussionen zu stellen. So entsteht das Bild des typischen Vertreters einer Generation von Rechtswissenschaftlern, die durch die politische und gesellschaftliche Realität des zweiten Kaiserreichs sozialisiert wurden (bei Reichsgründung stand Oetker im 17. Lebensjahr), die den Ersten Weltkrieg, erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts, erlebten (Oetker meldete sich, obwohl bereits 60-jährig, 1914 als Freiwilliger), die in der Weimarer Republik keine politische Heimat fanden, sondern von rechts opponierten und die schließlich in fortgeschrittenem Alter (bei Hitlers Machtergreifung war Oetker fast 79-jährig) dem nationalsozialistischen Irrsinn folgten. Wenn sich dabei Oetkers Lehrmeinungen mit einer gewissen Folgerichtigkeit entwickelten, so scheinen Verbindungslinien auf, die unter dem Stichwort „Kontinuitäten“ in den jüngeren (straf-)rechtshistorischen Untersuchungen zur NS-Zeit ein zentrales Erörterungsfeld bilden und ein – ertragreiches – Deutungsmuster erzeugen, das durch Buchners Arbeit eine eindrückliche biografische Illustration und Bestätigung erfährt.Wurde die Schaffung des deutschen Nationalstaats hypertroph als Erfüllung des historischen Auftrags der Deutschen begriffen und, entgegen den

Journal

Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Germanistische Abteilungde Gruyter

Published: Jul 1, 2022

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