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Das vom Springer-Verlag veröffentlichte Buch Resilienz komplexer Regionalsysteme: Brunsbüttel zwischen Lock-in und Lernprozessen von Barbara Weig beruht auf ihrer Dissertation, die sie erfolgreich am Geographischen Institut der Universität Hamburg verteidigt hat. Ausgangspunkt ist die in der internationalen Fachliteratur geäußerte Kritik am Paradigma der Evolutionären Wirtschaftsgeographie. Dabei wird vor allem die zu starke Orientierung auf Unternehmen, Branchen und Unternehmensnetzwerke, und die mangelnde Fokussierung auf Regionen, Gesellschaft und Institutionen kritisiert. Um diese theoretische Lücke zu füllen, wird in diesem Buch das Konzept der Regionalen Evolutionären Wirtschaftsgeographie vorgeschlagen, das die Evolutionäre Wirtschaftsgeographie erweitern soll. Dazu schlägt Barbara Weig vor, komplextheoretische Ansätze zu verwenden, und wendet dieses Konzept auf die Fallstudie Brunsbüttel an.Das Buch besteht insgesamt aus sechs Kapiteln. Nach der Einführung in Kapitel 1, in dem die Kritik an der evolutionären Wirtschaftsgeographie und die daraus folgende konzeptionelle Lücke dargelegt werden, folgt in Kapitel 2 eine sehr ausführliche und umfangreiche Darstellung der gegenwärtigen theoretischen Literatur der evolutionären Wirtschaftsgeographie. Sie umfasst sowohl die Komplexitätstheorie, Pfadabhängigkeitskonzepte, Institutionenansätze, Innovation und Lernprozesse als auch das proximity-Konzept und Resilienz-Ansätze. Diese Schlüsseltheorien und -ansätze werden auf hervorragende Art und Weise ausgewertet und können durchaus als nützliche und aktuelle Ergänzung zu einschlägigen deutschsprachigen Lehrbüchern für Wirtschaftsgeographie betrachtet werden. Dieses Kapitel wird durch einen Analyserahmen zur Bewertung der Resilienz komplexer evolutionärer Regionalsysteme abgerundet, wobei die theoretischen Bausteine gut überlegt zusammengetragen werden. In Kapitel 3 wird die methodische Vorgehensweise vorgestellt. Kapitel 4 beinhaltet eine Studie der schleswig-holsteinischen Region Brunsbüttel als komplexes System im Wandel. Hier werden drei verschiedene Subsysteme, das Wirtschaftssystem, das Gesellschaftssystem und das politisch-institutionelle System Brunsbüttel, im Hinblick auf individuelle und kollektive Lernprozesse, Kontext und Resilienz detailliert analysiert. Die Analyse der drei Subsysteme beschränkt sich allerdings nicht nur auf die regionale Ebene, sondern es werden auch die Landes-, Bundes- und internationale Ebene mit einbezogen, da die Evolution eines lokalen oder regionalen Wirtschaftssystems nur aus einer Mehrebenenperspektive zu verstehen sei. Kapitel 5 greift dann die Regionale Evolutionäre Wirtschaftsgeographie als Ergänzung zur Evolutionären Wirtschaftsgeographie wieder auf. Insgesamt handelt es sich um ein sehr interessantes Buch. Es ist hochaktuell, knüpft hervorragend an die Kritik an der Evolutionären Wirtschaftsgeographie an und schlägt eine nützliche Ergänzung vor, nämlich die Regionale Evolutionäre Wirtschaftsgeographie. Die Kritik wird nicht nur auf der Basis der Literatur sehr gut wiedergegeben, sondern auch an verschiedenen Stellen durch die eigene kritische Meinung der Autorin ergänzt. Barbara Weig geht auf der Basis einer hervorragenden Aufarbeitung der umfangreichen theoretischen und konzeptionellen internationalen Literatur und einer äußerst gründlichen empirischen Analyse eindeutig neue Wege und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Evolutionären Wirtschaftsgeographie. Kritisch zu sehen ist meiner Meinung nach allerdings die stellenweise zu detaillierte empirische Analyse, wodurch der Bezug zu den theoretischen Kernkategorien ab und zu aus dem Blickfeld gerät. Das Buch empfiehlt sich sowohl für deutschsprachige Wirtschaftsgeographen, die sich für die Themen Evolutionäre Wirtschaftsgeographie und Resilienz interessieren, als auch für Geographiestudierende, da vor allem die theoretischen Grundlagen umfassend und verständlich dargelegt werden. Es bleibt nur zu wünschen, dass sich Barbara Weig künftig auch in der internationalen Wirtschaftsgeographie mit ihrem interessanten und kritischen Beitrag Gehör verschaffen wird.
Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie – de Gruyter
Published: Nov 27, 2017
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